NET - Neuroendokrine Tumore

Neuroendokrine Tumore

NET - Neuroendokrine Tumore

Neuroendokrine Tumore sind seltene Tumore, in Deutschland werden jährlich ca. 1600 Neuerkrankungen diagnostiziert. Die Tumore nehmen ihren Ausgang von hormonproduzierenden (endokrinen) Drüsenzellen, meistens im Magen-Darm-Trakt und in der Bauchspeicheldrüse gelegen (in ca. 75 % der Fälle, dann als GEP-NET = gastroenteropankreatische Neuroendokrine Tumore bezeichnet), seltener in der Lunge, sehr viel seltener in anderen Organen. Betroffen sind meist Menschen im Alter zwischen 50 und 70 Jahren. Neben den zufälligen (sporadischen) Formen gibt es seltene erbliche Formen. (MEN 1 und 2 = multiple endokrine Neoplasien). Andere Risikofaktoren sind bisher keine bekannt. 

Etwa ein Drittel der entdeckten NET sind funktionell aktiv, d. h. sie produzieren Hormone oder hormonähnliche Stoffe und führen so zu Beschwerden wie Bauchschmerzen, wässrige Durchfälle oder anfallsweise Gesichtsrötungen (flush genannt), Atembeschwerden, Herzbeschwerden – diese Symptome fasst man auch als Karzinoid-Syndrom zusammen. Geschwürbildung im Magen und Zwölffingerdarm, starke Durchfälle, Hautausschläge, Unterzuckerungen deuten auf spezielle GEP NET hin wie Gastrinome, VIPome, Insulinome u.a. 

Im Blut können die erhöhten Spiegel der entsprechenden Hormone (z.B. Gastrin, VIP oder Glukagon) nachgewiesen werden. Chromogranin A, eine Zucker-Eiweiß-Verbindung, ist bei den GEP-NET fast immer erhöht nachweisbar.  

Funktionell inaktive NET werden oft erst spät entdeckt, wenn sie durch ihre Größe und durch Metastasen auffällig werden. 

Zur Diagnosesicherung werden neben Magen-Darmspiegelungen oder Bronchoskopie bildgebende Verfahren wie Sonografie (auch vom Darm aus), Computertomografie von Bauch und Lunge, eine Kernspintomografie oder eine PET (Positronenemissionstomografie) mit radioaktiv markierten Stoffen (z.B. DOTATOC) eingesetzt. Bei der feingeweblichen Untersuchung von Gewebsproben oder im Operationspräparat wird Chromogranin A oder Synaptophysin in den Zellen nachgewiesen. Zur Beurteilung der Aggressivität der Tumore erfolgt immer auch eine Bestimmung eines Proliferationsindex (KI-67 oder MIB-1). 

Die Therapie orientiert sich dann an den Leitlinien der Fachgesellschaften in Deutschland und Europa (ENETS = European Neuroendocrine Tumor Society). 

In der Behandlung steht meist die operative Entfernung an erster Stelle. Medikamentös werden bei den GEP-NET oft Somatostatin-Analoga eingesetzt, Gegenspieler des natürlichen Wachstumshormons. Sie verringern die Hormonproduktion in verschiedenen Körperzellen und können zum Stillstand des Tumorwachstums, selten auch zum Rückgang der Tumore führen.  Anfangs werden sie 3x täglich unter die Haut gespritzt. Nach den ersten Behandlungstagen kann auf eine 1x im Monat zu spritzende Depotform umgestellt werden. Hierbei ist es wichtig, dass das Medikament auf Zimmertemperatur erwärmt ist, bevor es angewendet wird, sonst kommt es häufiger zu Nebenwirkungen an der Einstichstelle wie Schmerz, Rötung oder Schwellung. Die Behandlung wird meist gut vertragen. Wichtig ist die regelmäßige Kontrolle auf Bildung von Gallen gries oder Gallensteine durch Ultraschalluntersuchung.

Eine Chemotherapie wird fast ausschließlich bei neuroendokrinen fortgeschrittenen Tumoren der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) eingesetzt. Hier gibt es auch seit 2011 eine Zulassung für zielgerichtete Therapien mit Tyrosinkinasehemmer oder mTOR Inhibitoren, die spezielle Wachstumsfaktoren in Tumorzellen blockieren. 

Eine wichtige Rolle spielen Verfahren zur lokalen Vernichtung von Tumorzellabsiedlungen, insbesondere in der Leber. 

Weiterführende Information finden Sie auch bei der Deutschen Krebshilfe im Internet unter www.krebshilfe.de sowie bei der Patienteninformation Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg unter www.dkfz.de oder www.krebsinformationsdienst.de. Sehr gute Information findet man auf den Homepages der Selbsthilfe Organisationen „Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT) e.V.“ www.netzwerk-net.de oder „Bundesorganisation Selbsthife NeuroEndokrine Tumoren e.V.“ www.net-shg.de

Ihre Behandlung in der onkologischen Abteilung der Habichtswald-Klinik

Die Aufnahme kann im Rahmen einer Anschlussheilbehandlung nach Abschluss der Primärtherapie erfolgen – den Antrag stellt in der Regel der Sozialdienst des vorbehandelnden Zentrums. Ebenfalls kann eine Rehabilitations-Maßnahme, stationäre Weiterbehandlung oder eine stationäre palliativ-medizinische Betreuung erfolgen. Es besteht die Möglichkeit, eine Zweitmeinung zu vorgeschlagenen Therapien einzuholen. 

Unser Behandlungskonzept ist ganzheitlich orientiert, d. h. Körper, Geist und Seele werden gleichermaßen angesprochen und unterstützt. Die Konfrontation mit der Krebsdiagnose, die Erfahrungen während der Therapie, die Zweifel und Ängste sind genau so zu berücksichtigen wie körperliche Beschwerden als Folge der Operation oder begleitender medikamentöser Therapie. So soll durch unsere Behandlungsangebote eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität erreicht werden. Viele Therapieangebote ganzheitlich orientierter Medizin zielen nicht direkt auf die Zerstörung von Tumorzellen, sondern stärken die körpereigenen Kräfte und fördern so die Gesundung (Salutogenese). 

In der Verarbeitung der Diagnose und der Annahme der Erkrankung steht den Patienten das Team der Psychotherapeuten hilfreich zur Seite. 

Vorträge zu Krebsentstehung, komplementär begleitenden Therapien sowie Angstbewältigung helfen ebenfalls, das Geschehen einzuordnen. Themen wie Salutogenese, die Bedeutung von Bewegung bei Krebserkrankung u.a. richten den Blick mehr in die Zukunft und zeigen Ansätze auf für mehr Selbstfürsorge. 

Das durch Therapien geschwächte Immunsystem soll gezielt gestärkt werden, auch hier kommen parallel verschiedene Verfahren zur Anwendung aus dem Bereich der Psychoonkologie, Krankengymnastik und Massage, ergänzt durch gesunde vollwertige Ernährung.  

Die Ernährung ist ein wesentlicher Bestandteil einer ganzheitlichen Therapie. Es gibt keine gezielte Krebsdiät, die den Tumor beseitigen könnte, aber durch eine gesunde Ernährung kann viel zur Stärkung des Körpers beigetragen werden. Dabei muss die Krankheitsgeschichte des Patienten berücksichtigt werden, insbesondere nach operativer Entfernung von Magen- und Darmanteilen.  Deshalb bieten wir verschiedene Formen einer vollwertigen Ernährung und Vitalkost  (ausgewogene Form der Makrobiotik), aber auch alle medizinisch erforderlichen Diäten an.  Darüber hinaus können Patienten in unserem Haus die ayurvedische Ernährung kennenlernen.  Die Ernährungsberater bieten regelmäßige Vorträge zu den unterschiedlichen Kostformen an, bei Bedarf erfolgt eine individuelle Ernährungsberatung. Es besteht die Möglichkeit in Kochkursen das Erlernte auch praktisch umzusetzen (Ernährung).

Im Rahmen der Tumorbehandlung leiden viele Patienten unter einem Fatigue Syndrom, d.h. einer Müdigkeit, Antriebslosigkeit, die nicht durch vorausgegangene Betätigungen erklärt werden kann (Fatigue). Hier ist neben Informationsvermittlung eine gut angeleitete Bewegungstherapie hilfreich, evtl. ergänzt durch komplementäre Gabe von Carnitin, CoEnzymQ10, Ginseng sowie eine psychoonkologische Begleitung.  

Die Auswirkung der Erkrankung auf soziale Bezüge, z. B. am Arbeitsplatz kann Thema einer Beratung des Sozialdienstes sein, immer unter Berücksichtigung unterschiedlicher individueller Faktoren. Bei Renten- und Pensionsfragen, beruflicher Wiedereingliederung, schwerbehinderten Recht oder auch häuslicher Versorgung finden Sie hier Unterstützung.  

Bei der Diagnose Krebs taucht bei vielen Patienten die Frage nach dem Sinn auf. Hier bietet unsere Klinik einzigartige Möglichkeiten, auf freiwilliger Basis verschiedene Angebote zu nutzen, um sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Hierzu gehören vorbereitend Entspannungsverfahren und ein nicht konfessionell gebundenes spirituelles Angebot. 

Zur Wiedererlangung der eigenen Kräfte und Freude am eigenen Schaffen bieten wir zur freiwilligen Teilnahme ein kreatives Angebot. 

Patienten, die mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen in unser Haus kommen, werden umfassend und vertrauensvoll über das Für und Wider jedes Behandlungsschrittes sorgfältig in Gesprächen zwischen Arzt und Patient aufgeklärt. 

Die Behandlung von Schmerzen ist vorrangiges Ziel einer interdisziplinären Arbeitsgruppe von Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten und Psychoonkologen.