Darmgesundheit

Darmgesundheit

„Den Leib soll man nicht schlechter behandeln als die Seele" - Hippokrates von Kos

Das „Superorgan“ Darm ist in aller Munde. Soll sich etwa hier unsere Immunabwehr und Intelligenz entwickeln, Gesundheit und Wohlbefinden bestimmt sein? Ist eigentlich unser Bauchhirn die entscheidende Kraft in uns? Warum leiden immer mehr Menschen an Reizdarm, Allergien und Unverträglichkeiten? Was und wie sollen wir essen? In der Habichtswald-Klinik ist das Thema Darmgesundheit essenziell, denn auch wir sehen, dass ein intaktes Mikrobiom Gesundheit fördert und den Organismus mit seinen Widerstandskräften stärkt. Ein ganzheitlich ausgerichtetes Behandlungskonzept macht dies möglich, denn nicht nur allein Ernährung ist ein relevanter Einflussfaktor.

Das „Superorgan Darm“ beeinflusst mit seinem gewaltigen Nervensystem und seinem Mikrobiom neben unserem Körpergewicht auch unser Immunsystem und Psyche.  Seine Funktionalität bestimmt auch unsere Gesundheit in vielen Bereichen.

Ein paar Bemerkungen lassen uns staunen, welches Wunderwerk hier entstanden ist und mit welcher Macht und Größe Abläufe feinst aufeinander abgestimmt sind:

  • Das Darmsystem ist ca. 8 Meter lang und hat eine Oberfläche von 300 bis 400 m², also ca. 2 Tennisplätze
  • Unser Körper „beherbergt“ mehr Mikroorganismen, als seine eigenen Körperzellen, 1000 Billionen Bakterien besiedeln, den Darm, also mehr als unsere Galaxie Sterne zählt. Sie wiegen ca. 2 Kg. Die Mikroorganismen produzieren Botenstoffe und Vorstufen von Neurotransmittern. Ebenso regen sie Darmwandzellen zur Produktion von Zytokinen an.
  • 100–200 Millionen Neurone durchziehen mit ihrem feinen Geflecht den Darm. Unser Bauchhirn tauscht ständig Informationen mit dem zentralen Nervensystem des Gehirns aus. Mehr als 90 % des Glückshormons Serotonin, bzw. dessen Vorstufen wird hier gebildet. 90 % der Kommunikation geht vom Darm an das Gehirn, 10 % der Signale vom Gehirn an den Darm (Darm-Hirn-Achse).
  • Ca. 30 Tonnen Speise und 50.000 Liter Flüssigkeit durchlaufen den Magen-Darm-Trakt während eines Lebens.

Forscher ergründet die Macht dieses Biotops, durch was es gestört werden kann und aber vor allem, wie es uns gesund hält. Ein neues Fachgebiet ist entstanden, die Neurogastroenterologie.

Das Mikrobiom eines Menschen ist einzigartig und individuell. Kein Mensch hat den gleichen Bakterienzoo. Die ersten Mikroben erhalten wir mit der Geburt von der Mutter. Im Laufe der Zeit kommen weitere hinzu, z. B. von Familienmitgliedern, Haustieren und natürlich der Nahrung. Von den mehr als 1000 bekannten Arten beherbergt jeder Mensch 100 bis 200 Arten, die sogar im Darm ihres Wirtes ganz individuelle und einzigartige Unterarten bilden.

Ein vielfältiges Mikrobiom sorgt für Gesundheit. Ernährungsgewohnheiten, Kontakt mit Mikroorganismen, Medikamente, Umweltfaktoren, Lebensstil und Stress stören die Zusammensetzung und reduzieren die Artenvielfalt. Zum Beispiel finden sich bei „Stadtmenschen“ weniger Arten, als bei Menschen, die auf dem Land leben. Eine ständige Übersättigung mit Nahrung stört ebenfalls das Mikrobiom. Es ist auf Hungerzeiten gut eingerichtet.

Das Ökosystem Darm gerät auch durch die hohe Energiedichte vieler moderner Nahrungsmittel durcheinander. Unsere Stoffwechselvorgänge sind genetisch geprägt und nicht immer gut an unsere heutigen Essgewohnheiten angepasst. Moderne Getreidesorten, Veränderungen der Milchproteine durch immer weitere Ertragssteigerung führen zu mehr Unverträglichkeiten oder sogar zu Allergien. Zusatzstoffe, dazu zählen auch synthetisch hergestellte Vitamine (z. B. Ascorbinsäure zur Konservierung), Pestizide und Medikamente (Antibiotika) belasten die kleinen Lebewesen des Darms. Auch gut gemeinte, scheinbar besonders gesunde Nahrungsmittel, wie Smoothies und Superfood strapazieren unsere Mitbewohner. Viel zu konzentriert und ohne „Helfer“, wie z. B. Enzyme, überfluten sie plötzlich den Darm. Wir meinen uns Gutes zu tun, wollen unsere Ernährung aufwerten, indem wir zu teuren Vitaminshakes greifen. Gesünder macht es uns aber leider nicht. Auch kann die konzentrierte Form von Fruktose sogar die Darmwand schädigen.

Enzyme helfen, Nahrung zu zersetzen, damit die freigesetzten Nährstoffe überhaupt aufgenommen werden können. So führt ein Mangel zu Unverträglichkeiten für zum Beispiel Milch und Milchprodukte, Weizen, Früchte oder Histamin. So ein Enzymmangel kann genetisch sein und bedarf dann einer diätetischen Therapie. Häufiger ist der Mangel an Laktase, Fruktase oder Diaminoxidase (DAO) erworben. Die Unverträglichkeit mancher Nahrungsmittel führt zur Vermeidung, sodass das Enzymsystem weiter „verarmt“. Es besteht eine Pseudounverträglichkeit/-allergie. Betroffene erleben eine immer größere Einschränkung ihrer Ernährungsweise, immer mehr Nahrungsmittel werden nicht vertragen und entsprechend gemieden. Diverse, nicht immer seriöse Testungen auf Unverträglichkeiten untermauern dies und machen eine entspannte Ernährungsweise unmöglich. Ernährung ist dann gleichzusetzen mit Stress und führt zur „Alarmreaktion“ des Mikrobioms und Zentralen Nervensystems. Das Immunsystem wird überreizt und macht mobil gegen Nährstoffe. Es entsteht ein Teufelskreis, aus dem man nur sehr schwer wieder herausfindet.

Therapie in der Habichtswald Reha-Klinik

In der Habichtswald-Klinik ist die Darmgesundheit und damit auch die Behandlung von unspezifischen Magen-Darm-Beschwerden (Reizdarm, Dysbiose, Nahrungsmittelunver-träglichkeiten und Fehlernährung) von zentraler Bedeutung. Es ist nachvollziehbar, dass nur ein ganzheitliches Therapiekonzept das hochkomplexe System von Darm, Verdauung, Immunsystem und Psyche in Balance bringen kann. Die Voraussetzungen sind gut, Mikrobiom, Immunsystem und unser Gehirn sind immer im Wandel, bestrebt nach Optimierung und Gesundung, wenn wir Störfaktoren minimieren.

Die Gabe von Antibiotika oder auch eine Chemotherapie schädigt das Mikrobiom passager. Es kann zu Fehlbesiedelung kommen. Pathogene Keime oder Pilze dominieren dann die Darmflora. Daher ist es sehr wichtig, nach solchen Behandlungen die Regeneration des individuellen Mikrobioms zu unterstützen.

Therapie in der Habichtswald-Klinik heißt, den Synergismus verschiedener Bereiche individuell zu nutzen. Dazu gehören: 

  • Ernährungstherapie: verschiedene Basis Kostformen, wie Vollwert, leichte Vollwert, Vegetarisch und Vitalkost. Ayurvedische Kost
  • Ernährungsanalyse: Optimierung einer stoffwechselzuträglichen Ernährung, Erhöhung der Zufuhr von Ballaststoffen, fermentierten Lebensmitteln, Prä- und Probiotika, Optimierung des Flüssigkeitshaushaltes 
  • Ernährungspsychologie: Überprüfung von Essgewohnheiten und –verhalten, Erfassung von Lebensmittelinhaltsstoffen und deren Wirkung auf die Psyche, Tagesablauf und Ess-Rhythmik optimieren, Nahrungsaufnahme steht für Genuss, Geselligkeit und Pflege sozialer Beziehungen 
  • Medizinisch gezielte Nährstoffsubstitution bei Mangelzuständen 
  • Medizinisch Verbesserung der Funktionalität des Magen-Darm-Trakts und Verdauungsprozessen, medikamentöse Unterstützung durch Enzyme, Probiotika, Prokinetika. 
  • Symptomatische naturheilkundliche Therapien: Phytotherapie, Wickel- und Auflagen, Teemischungen
  • Psychotherapie und Entspannungsverfahren: Stressmanagement, Achtsamkeit, Verbesserung des Körpergefühls 
  • Sport- und Bewegungstherapie: besondere Bedeutung kommt dem gezieltem Muskelaufbautraining zu 
  • „Entgiftende“, Stoffwechselaktivierende: Verfahren Schiele-Bad, Kneipp-Training 
  • Verbesserung der Regulation: Reflexzonenmassagen, Bauchmassage 

Nur ein optimales Zusammenwirken wird zu einer nachhaltigen Verbesserung führen und dazu beitragen, dass wir und unser Mikrobiom sich wohlfühlen und gesund bleiben können.