Die Chemotherapie ist eine medikamentöse Therapie zur Behandlung von Krebserkrankungen. Aber auch die Behandlung von Infektionskrankheiten fällt unter diesen Begriff.
Chemotherapeutika gegen Krebs nennt man Zytostatika, gegen Infektionskrankheiten Antibiotika, Virustatika oder Antimykotika.
Bei der Behandlung von Krebserkrankungen macht man sich die schnelle Teilungsfähigkeit der Zellen zunutze. Tumorzellen reagieren sehr empfindlich auf Störungen der Zellteilung. Aber auch gesunde Zellen werden je nach Empfindlichkeit mitbelastet. Daher kommt es zu z. T. erheblichen Nebenwirkungen. Die Indikation einer Chemotherapie muss streng gestellt werden. Risiken und Nutzen müssen abgewogen werden, über eine sinnvolle Medikamentenauswahl muss entschieden werden und der Patient ausführlich aufgeklärt werden. Um Nebenwirkungen zu minimieren, ist häufig eine begleitende Medikation (z. B. gegen Übelkeit oder Allergie) erforderlich. Treten Komplikationen, wie z. B. Infektionen auf, werden diese entsprechend behandelt. Eine positive Einstellung des Patienten zur Therapie durch gute medizinische und psychoonkologische Betreuung verbessert die Verträglichkeit.
Einige Tumorerkrankungen können Stadien abhängig durch eine Chemotherapie dauerhaft geheilt werden. Hierzu gehören beispielsweise Morbus Hodgkin, manche Lymphome, akute Leukämien, Hodentumore, Brustkrebs ohne Fernmetastasen, einige Tumore bei Kindern. Chemotherapie kann neoadjuvant (vor einer Operation) eingesetzt werden, um einen Tumor zunächst zu verkleinern, damit dieser dann gut operabel ist, adjuvant (ergänzend) nach einer Operation, wenn das Risiko einer Metastasierung groß ist oder palliativ (lindernd) wenn zwar keine komplette Heilung durch die Chemotherapie zu erwarten ist, aber ein Fortschreiten verhindert werden kann oder Beschwerden durch Tumorverkleinerung gelindert werden können.
Mehrere Dutzend verschiedene Zytostatika stehen zur Verfügung. Nach ihrer besonderen Wirkung auf die Tumorzelle werden sie in Gruppen eingeteilt:
Häufig werden mehrere Medikamente kombiniert, um einen optimalen Effekt zu erzielen. Die Verabreichung erfolgt meist intravenös, z. B. über einen implantierten Venenkatheter (Port), manchmal aber auch oral. Die intravenöse Verabreichung muss äußerst umsichtig erfolgen, da Paravasate (Übertritt ins Gewebe) bei manchen Zytostatika zu schweren Gewebsschäden führen (Nekrosen). Die Behandlung umfasst meist mehrere Therapiezyklen. Dies erklärt sich durch das Teilungsverhalten der Tumorzellen. Empfindlich auf Chemotherapeutika sind nur Zellen in einer bestimmten Phase der Teilung. Zum Zeitpunkt der Therapie gibt es also auch unempfindliche Zellen, die nicht erfasst werden. Von diesen Zellen kann eine Wiedererkrankung ausgehen. Chemotherapie-Zyklen sollten zeitgerecht, je nach Therapieprotokoll verabreicht werden, um Resistenzbildung (Unempfindlichkeiten) zu vermeiden. Die Dosis der Medikamente errechnet sich aus Größe, Gewicht (Körperoberfläche), Knochenmarkreserve, Leber- und Nierenfunktion, auch das Alter des Patienten wird berücksichtigt.
Nebenwirkungen sind in ihrer Intensität in Abhängigkeit der Medikamente und ihrer spezifischen Wirkung unterschiedlich ausgeprägt. Nikotinkonsum, Alkohol oder viele Medikamente können die Wirkung von Zytostatika verändern. Wirkungsabschwächung oder Verstärkung der Nebenwirkungen sind die Folge.
Am häufigsten sind:
Welche Nebenwirkungen auftreten, ist von der Auswahl der Zytostatika abhängig. Die Intensität der Nebenwirkung ist oft nicht vorhersehbar und sehr von Stoffwechselfunktionen des Patienten abhängig. Ein gutes „Nebenwirkungsmanagement“ hilft, die Behandlung optimal durchführen zu können und die Belastung für den Patienten in Grenzen zu halten.
Das Spektrum der Anwendung ist in den letzten Jahren durch neue Substanzen erweitert worden. Die Verträglichkeit schon bekannter Zytostatika konnte verbessert werden. Häufig sind Naturstoffe (pflanzliche oder tierische Gifte) Ausgangssubstanzen. Mikroverkapselte Medikamente sollen möglichst genau zum Zielort gelangen.
Im Rahmen einer Anschlussheilbehandlung/Rehabilitation nach einer Chemotherapie können funktionelle Störungen aufgrund von Nebenwirkungen gezielt behandelt werden und so die Regeneration gefördert werden.
Ist eine Chemotherapie notwendig, kann diese nach Absprache und Kostenübernahmerklärung in der Habichtswald-Klinik durchgeführt werden. Ausnahmen sind z. B. Hochdosis-Chemotherapien oder Therapieprotokolle, die eine spezialisierte Versorgung benötigen, die nur in ausgewiesenen Zentren möglich ist. Ist also eine Chemotherapie bei Ihnen empfohlen und soll ein Teil dieser Behandlung in unserer Klinik erfolgen, ist vorab ein Kontakt mit unserem Aufnahmearzt notwendig, um zu prüfen, ob die Gabe in unserer Klinik erfolgen kann.
Während eines Aufenthaltes bei uns kann eine bereits begonnene Chemotherapie fortgesetzt oder auch die Indikation zur Behandlung gestellt und die Therapie begonnen werden. Da ein Aufenthalt bei uns in der Regel 3–4 Wochen dauert, eine Chemotherapie jedoch über einen längeren Zeitraum verabreicht wird (Therapiezyklen), geschieht dies in engem Kontakt mit ihrem Hauptbehandler am Heimatort. Viele Chemotherapien lassen sich ambulant durchführen. Inwieweit eine kurze stationäre Aufnahme zur Verabreichung möglich ist, muss im Einzelfall und in Absprache mit dem Kostenträger geklärt werden.
Bei einer palliativen (lindernden) Chemotherapie muss immer wieder geprüft werden, ob die Therapie auch den gewünschten Erfolg erzielt, das heißt, dass bildgebende Diagnostik und Laboruntersuchungen erfolgen müssen. Da es bei dieser Beurteilung wesentlich um Befundverläufe und –vergleiche geht, sollte die Diagnostik möglichst beim gleichen Behandler durchgeführt werden.
Wird eine Chemotherapie in unserer Klinik verabreicht, erfolgt zunächst ein umfassendes aufklärendes Gespräch. Therapieziele und mögliche Nebenwirkungen werden ausführlich besprochen. Die Verabreichung erfolgt im Einzelzimmer und wird pflegerisch einfühlsam begleitet. Bestehen Sorgen und Ängste, ist eine psychoonkologische Begleitung auch während der Behandlung hilfreich. Ein spezielles Entspannungsverfahren (Simonton Visualisierungsübungen) wird begleitend angeboten. Unsere Anwendungen aus dem Bereich Krankengymnastik und Physiotherapie unterstützen die Regeneration und verbessern häufig die Verträglichkeit der Therapie, insbesondere deren Auswirkung auf das Immunsystem. Um Nebenwirkungen zu minimieren, setzen wir begleitend (komplementär) auch naturheilkundliche Behandlungen ein. Diese werden auf die Zusammensetzung der Chemotherapie genau abgestimmt, um Wechselwirkungen oder Wirkungsabschwächung zu vermeiden. In Betracht kommen z. B. Nahrungsergänzungsstoffe, pflanzliche Enzyme, Methoden aus der TCM (Traditionell chinesischen Medizin) und Akupressur verbessern die Verträglichkeit. Die Ernährung muss stoffwechselangepasst erfolgen und dem Energiebedarf entsprechen.
Viele unserer Patienten sind häufig überrascht, dass sie im Vergleich zu vorigen Zyklen die Behandlung nicht nur subjektiv deutlich besser vertragen, sondern auch Nebenwirkungen wie Schleimhautentzündungen, Blutbildveränderungen und Übelkeit reduziert sind. Die entspannte Atmosphäre, begleitende medikamentöse Behandlungen, psychoonkologische Unterstützung und unser individuelles Anwendungskonzept tragen dazu wesentlich bei. Der Patient kann dadurch bedingt seine eigenen Kräfte optimal unterstützend einsetzen und trägt damit selbst zum Erfolg der Behandlung bei.