Wie gut Körper, Geist und Seele auf eine Operation oder anstrengende Therapiemaßnahme vorbereitet sind, kann Einfluss darauf haben, wie man sich danach erholt, kann Komplikationsrisiken senken und möglicherweise auch die Prognose beeinflussen. Die Krankenhauszeit kann sich verkürzen.
Inzwischen kommt die sogenannte Prehabilitation bei größeren Bauch- oder Brustkorb-OPs häufiger zum Einsatz, wie z.B. bei Eingriffen an Magen, Speiseröhre, Bauchspeicheldrüse oder Lunge. Aber auch „kleinere“ Operationen, wie z.B. bei Brustkrebs können zu länger bestehenden Schmerzen mit Einschränkungen der Beweglichkeit oder Lymphödem führen.
Mit der bestmöglichen Vorbereitung auf einen Eingriff steigen die Chancen, dass der Körper die Strapazen, die eine Operation mit sich bringt, gut und schnell übersteht. Je schneller sich der Körper Eingriffen erholt, desto eher können auch Fähigkeiten und Fitness, die man vor der OP hatte, wiederhergestellt werden.
Die Prehabilitation baut auf mehrere wichtige Säulen auf: Atemtraining, leichtes Kreislauftraining, Ausgleich von Nährstoffmängeln, psychische Stabilisierung, Abbau von Ängsten. Viele Menschen fühlen sich zum Beispiel nach der Diagnose Krebs hilflos und ausgeliefert. Die Prehabilitation kann dabei helfen, wieder das Gefühl zu haben, etwas selbst in die Hand zu nehmen und zur Heilung und einem guten Verlauf nach der Operation beitragen zu können.
Die onkologische Behandlung in der Habichtswald-Klinik wurde 1989 begonnen. Zunächst erfolgten neben Rehabilitation und Anschlussheilbehandlung auch Akutbehandlungen. Aus langjähriger Erfahrung entwickelte sich ein besonderes Behandlungskonzept mit einem umfangreichen Therapieangebot. Eine ganzheitliche Sichtweise bezieht den Menschen dabei aktiv in die Behandlung seiner Erkrankung mit ein. Dieses Konzept ermöglicht auch eine gute und individuelle prehabilitative Versorgung. Bei vielen Krebserkrankungen stellt die operative Entfernung des Primärtumors die zentrale Therapiemaßnahme dar. Doch ebenso wie eine Chemotherapie oder Strahlentherapie sind auch operative Eingriffe mit Nach- und Nebenwirkungen assoziiert. Das Ausmaß hängt von der Schwere des Eingriffs sowie der betroffenen Körperregionen ab. Der Einsatz einer adjuvanten, also auf die Operation folgenden Therapie kann sich durch Komplikationen verzögern und sich somit negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken.
In zahlreichen Fachgebieten der Chirurgie kommen gezielt genesungsfördernde Maßnahmen zum Einsatz (ERAS enhanced recovery after surgery). Ziel ist, den Heilungsverlauf zu beschleunigen und Komplikationen zu vermeiden. Das dabei entstandene ERAS®-Konzept basiert auf mehreren Säulen und betrachtet die gesamte Patientenreise vom Erstkontakt bis zur Patientenentlassung.
Die aktuelle Studienlage belegt insgesamt klar einen positiven Effekt der Prehabilitation. Allerdings unterscheiden sich Maßnahmen und Dauer in den Studien z.T erheblich, sodass ein Vergleich der Ergebnisse erschwert ist.
Gerade im Rahmen einer Krebsdiagnose sind viele Patienten und deren Familien einer hohen psychischen Belastung ausgesetzt. Ein zielgerichtetes und abgestimmtes Nebenwirkungsmanagement verbessert Lebensqualität und erhöht die Therapiecompliance. Auch schützt sie Patienten vor unseriösen „Heilsversprechungen“.
Therapieverfahren Onkologie
Erfahren Sie mehr über die onkologischen Therapieverfahren in der Habichtswald Reha-Klinik.
Dr. med. Hristo Boyadzhiev
Chefarzt Onkologie
Facharzt für Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie
Palliativmediziner