Die Durchführung einer erforderlichen Chemotherapie bedeutet eine große psychische und physische Belastung, da Nebenwirkungen ausgeprägt sein können und die Lebensqualität darunter enorm leidet. Viele Patienten fühlen sich durch die anstrengende Behandlung ihrer letzten Kräfte beraubt. Gerade, wenn aufgrund der Krebsdiagnose keine vollständige Heilung der Erkrankung durch die Chemotherapie erreicht werden kann, müssen Risiken und Nutzen abgewogen werden.
Die Chemotherapie als zellteilungshemmende Therapie (siehe „Chemotherapie“) belastet auch gesunde Zellen. Gesunde Zellen, die sich häufig teilen, also Zellen des Knochenmarks und der Schleimhäute, sind besonders empfindlich gegenüber den verabreichten Medikamenten und damit kommt es in diesen Bereichen besonders zu Nebenwirkungen.
Daher besteht der Wunsch, dass die Medikamente möglichst „passgenau“ auf den jeweiligen Tumor ausgerichtet sind. Es besteht auch die Sorge, dass vielleicht die zu bekämpfenden Tumorzellen gar nicht empfindlich auf das verabreichte Medikament sind.
Die derzeit in Leitlinien empfohlenen Therapiekonzepte der verschiedenen Tumorerkrankungen beruhen auf Studien, die die Wirksamkeit erfassen. Daraus haben sich Therapieprotokolle entwickelt, die dann zur Anwendung kommen. Leider ist jedoch das Ansprechen der Behandlung nicht immer gleich gut. Aus diesem Grund wird intensiv geforscht, mit welcher Untersuchungsmethode sich Vorhersagen auf die Wirksamkeit beim einzelnen Patient treffen lassen.
Diese „Austestung“ muss außerhalb des Organismus, also im Reagenzglas stattfinden. Ein solches Verfahren wird beispielsweise angewendet, wenn es um die Gabe von Antibiotika bei Infektionserkrankungen geht. Der Labormediziner kann in vitro (außerhalb des Organismus) die Einwirkung des getesteten Antibiotikums auf eine Bakterienkultur testen und damit Empfehlungen abgeben, welche Antibiose geeignet ist bzw. ob eine Unempfindlichkeit (Resistenz) der Bakterien vorliegt. Auch Zellkulturen aus Tumorzellen lassen sich so untersuchen. Allerdings sind hier Grenzen gesetzt, da die Bedingungen im lebenden Organismus, gerade bei einer Tumorerkrankung, sehr komplex sind und sich daher die gewonnenen Erkenntnisse nicht komplett übertragen lassen. Komplizierend kommt hinzu, dass sich Tumorzellen durch ihr schnelles Wachstum verändern und anpassen können. Stoffwechselprozesse der Tumorzelle, aber auch Verstoffwechselung des Medikaments haben Einfluss auf die Wirksamkeit. Manche Medikamente werden erst nach Umbau im Organismus wirksam („gegiftet“).
So konnten Studien noch nicht eindeutig belegen, dass die angepasste Chemotherapiegabe nach durchgeführter Chemosensivitätstestung Vorteile auf ein längeres Überleben erbringt. Einige kommerzielle Tests werden angeboten, z.T. mit hohen Kosten, die der Patient selbst tragen muss.
Dennoch ist der Gedanke faszinierend. Die Testmöglichkeiten werden immer aussagekräftiger und die Untersuchungen der Tumorzellen auf ihren Stoffwechsel und ihre spezifischen Eigenschaften durch den Pathologen kommen zu immer genaueren Erkenntnissen. So gibt es viele Ansätze, die diesem Gedanken nachgehen, und im Rahmen von Studien werden klinische Erfahrungen gesammelt (z.B. Ovarialkarzinom).
Ziel ist eine personifizierte, individuelle Tumortherapie.