Der Begriff „biologische Therapien“ wird in der Krebstherapie unterschiedlich verwendet. Häufig wird damit assoziiert, dass es sich um eine „natürliche“ Therapie handelt, die sanft ist und zu wenig belastenden Nebenwirkungen führt. Manche verwenden den Begriff auch im Zusammenhang „Alternativer Krebsbehandlungen.“
In der Schulmedizin spricht man von biologischer Therapie, wenn Botenstoffe des Immunsystems wie Interleukine, Interferone, Wachstumsfaktoren, Antikörper, Tumorimpfungen oder Gentherapie eingesetzt werden. Auch gehören Substanzen dazu, die das Immunsystem modulieren.
Unser Immunsystem besteht aus vielen Zellen mit sehr unterschiedlichen Aufgaben. Damit jede Zelle ihre Funktion optimal erfüllen kann, ist eine Kommunikation der Zellen untereinander erforderlich. Dies geschieht über Botenstoffe. Viele Zusammenhänge haben sich erst in den letzten Jahren herausgestellt und spielen bei der Erforschung neuer Krebstherapieformen eine große Rolle.
Beispiele biologischer Therapien sind Interferon- oder Interleukinbehandlungen (siehe auch „Immuntherapien“).
Zu den unspezifischen immunmodulierenden Stoffen gehören beispielsweise auch Medikamente, die zur Behandlung des oberflächlichen Harnblasenkarzinoms eingesetzt werden. Hier wird ein Bakterienstamm zur lokalen Anwendung benutzt (BCG, abgewandelter Tuberkuloseerreger). Dieser führt dann zu einer Aktivierung der immunkompetenten Zellen und damit zu einer Abtötung von Tumorzellen.
Auch naturheilkundliche Medikamente wie die Misteltherapie (siehe „Misteltherapie“) wirken immunstimulierend.
Dendritische Zellen sind spezialisierte Zellen des Immunsystems, die fremdartige Strukturen erkennen und aufnehmen. Als antigenpräsentierende Zellen stimulieren sie T-Lymphozyten (Zellen des spezifischen Abwehrsystems). Sie werden in der Krebsbehandlung zur „Tumorimpfung“ genutzt. Dazu werden sie außerhalb des Organismus mit Tumorantigenen beladen und zurückinfundiert. Es soll so die Aufmerksamkeit des Immunsystems auf den Tumor gelenkt werden.
Biologische Therapien machen sich natürliche Stoffwechselwege zunutze. Sie sind jedoch nicht unproblematisch, da auch z.T. erhebliche Nebenwirkungen auftreten können. Allergische Reaktionen, Fieber, Gliederschmerzen und auch psychische Veränderungen (Depression bei Interferonbehandlung) können auftreten.
Die Problematik biologischer Therapien und deren Grenzen im Einsatz gegen Krebserkrankungen liegt auch darin begründet, dass unser Immunsystem ein sehr komplexes System ist, an dessen Regulation enorm viele Faktoren beteiligt sind. Selbst unser seelisches Befinden kann das Immunsystem beeinflussen (Psychoneuroimmunologie). Eine zu starke Stimulation des Immunsystems kann Autoimmunerkrankungen auslösen, das heißt, das Immunsystem greift dann gesunde körpereigene Zellen an. Es kann aber auch immunsuppressive (bremsende) Mechanismen als Gegenreaktion aktivieren.
Über Gentherapie gezielt krankhafte Gene „auszuschalten“ oder zu ersetzen, ist ein Therapieansatz, der noch in der Entwicklung ist. Ein Einsatz ist bei bestimmter Indikation beim Menschen innerhalb von Studien schon erfolgt, hat aber auch zu gefährlichen Komplikationen geführt.