Tumormarker

Tumormarker

Tumormarker: Krebszellen hinterlassen Spuren im Blut

Tumorerkrankungen sind in den Industrieländern die zweithäufigste Todesursache nach Herzkreislauferkrankungen. Die Zahl der jährlich diagnostizierten Neuerkrankungen nimmt zu. Jeder dritte Mensch der westlichen Welt erleidet in seinem Leben eine Tumorerkrankung. Dies liegt u.a. auch an einer verbesserten Frühdiagnostik. Behandlungsmöglichkeiten und Heilungschancen sind oftmals abhängig vom Stadium einer Erkrankung. Daher besteht das Bestreben, möglichst frühzeitig Tumorerkrankungen zu erkennen. Über einfache Laboruntersuchungen (Erfassung von Tumormarkern) ein generelles Screening durchzuführen, ist jedoch leider nicht möglich.

Tumormarker sind entweder „Bestandteile“ von Krebszellen (Tumorantigene) oder Stoffwechselprodukte, die aufgrund der Krebserkrankung sowohl vom Tumor, als auch gesundem Gewebe ausgeschüttet werden.  Sie kommen auch bei gesunden Menschen vor. Findet man jedoch eine erhöhte Konzentration im Blut oder anderen Körperflüssigkeiten oder in/auf Zellen, ermöglichen Sie Rückschlüsse auf das Vorliegen einer bestimmten Tumorerkrankung. Sie können zur Einschätzung der Prognose (Prognose Marker) oder als prädiktive Marker/Faktoren zur Einschätzung der voraussichtlichen Wirkung einer Behandlung herangezogen werden.

Man unterscheidet zwei Gruppen von Tumormarkern:

  • Humorale Tumormarker (im Blut oder Körperflüssigkeiten)
  • Zelluläre Tumormarker (auf oder in den Zellen)

Ein optimaler Tumormarker müsste eine hohe Spezifität (Zielsicherheit) und Sensitivität (Empfindlichkeit) haben. Das heißt, keine falsch positiven oder negativen Werte und sollte nur bei der zu diagnostizierenden Erkrankung vorkommen. Dies ist jedoch nicht gegeben. Viele Störgrößen beeinflussen den Wert (Lagerungsbedingungen (PSA), Lagerung über dem Blutkuchen (NSE), Hämolyse (NSE), Ikterus (PSA) Kontamination durch Hautkontakt (SSC) Interaktionen mit Medikamenten, Humane, Antikörper, Verdunstung, Einfrieren/Auftauen, Methode der Messung). Auch haben Tumormasse, Produktionsrate des Tumormarkers, Freisetzung des Tumormarkers, Blutversorgung des Tumors, Nierenfunktion, Leberfunktion, Manipulationen wie Rektale Untersuchung (PSA), Biopsie Koloskopie, Zystoskopie und Rauchen (vor allem CEA) einen Einfluss auf den Wert.  Benigne (gutartige) Erkrankungen können ebenfalls zu einem erhöhten Tumormarker führen.

Ursachen „falsch positiver“ Befunde können sein:

  • benigne Erkrankungen (z.B. verstärkte Zellproliferation bei entzündlichen Erkrankungen)
  • Schwangerschaft (AFP, HCG)
  • Zellschädigung durch Radio-, Chemo-, Hormontherapie
  • Verlangsamter Katabolismus und verminderte Exkretion der TM (Niereninsuffizienz, Leberfunktionsstörung, Gelbsucht)
  • Vorkommen von Tumormarkern in anderen Körperflüssigkeiten und Übertritt in das Blut (z.B. CA 125 in der Muttermilch und in manchen gutartigen Ovarialzysten)
  • Raucher (z.B. CEA)

Aufgrund der sehr unterschiedlichen Spezifität und Sensitivität der Tumormarker, muss immer individuell entsprechend der Grunderkrankung entschieden werden, ob die Bestimmung der Marker herangezogen werden kann oder auch zum Screening von „Risikogruppen“ sinnvoll ist.

Nicht selten werden Tests zwar nicht im gesetzlichen Früherkennungsprogramm angeboten, aber als sogenannteindividuelle Gesundheitsleistung (IGeL), die Versicherte selbst bezahlen müssen. Oftmals ist jedoch umstritten, welche Sicherheit die Untersuchung tatsächlich bietet und welche Konsequenzen ein auffälliges Ergebnis hätte. Die Testung ist häufig nicht krebsspezifisch und führt bei pathologischem Ergebnis zu vielen belastenden Untersuchungen, ohne dass es zu einem Krebsnachweis kommt.  Dies stellt für den Betroffenen eine enorme psychische Belastung dar. Selbst wenn der erfasste Tumormarker eine sehr hohe Treffsicherheit aufweist, bedeutet dies nicht, dass die frühzeitige Behandlung wirklich auch vorteilhaft ist. In der Tumornachsorge muss individuell entschieden werden, ob und welcher Marker in welchen Zeitabständen zu kontrollieren ist (individuelles Rückfallrisiko).

Es bleibt ein Ziel, durch die gezielte Erfassung von Markern eine personalisierte Therapie zu ermöglichen. Gerade genetische Marker führen zu individuellen Behandlungsentscheidungen. Auch können präventive Maßnahmen ermöglicht werden.