Als Metastasen bezeichnet man Streuherde oder Absiedelungen von bösartigen Geschwulsten in anderen Organen oder Geweben. Sie können an den unterschiedlichsten Stellen im Körper auftreten, viele Tumore streuen zunächst über die Lymphabfluss-Wege in die nächstgelegenen Lymphknoten, von dort aus in entferntere Lymphknoten, dann erst in die Blutbahn. Manche Tumore brechen sehr schnell in die Blutbahn ein und setzen so Metastasen.
Sehr häufig sind die Leber, die Lunge und die Knochen die Organe, wo sich Metastasen ansiedeln. Insbesondere Zellen von Brustkrebs, Prostatakrebs, Lungenkrebs, Nierenkrebs oder Schilddrüsenkrebs können zu Knochenmetastasen führen. Dies zeigt meist an, dass die Tumorerkrankung nicht mehr auszuheilen ist, es geht dann um eine palliative, d.h. symptomlindernde Behandlung. Je nach zugrunde liegender Tumorart und individuellen, nicht im Einzelnen sicher voraussagbaren Faktoren, kann diese palliativ betreute Lebenszeit über Wochen, Monaten bis auch zu mehreren Jahren anhalten. Hier spielt der Erhalt einer guten Lebensqualität eine ganz wichtige Rolle. Knochenmetastasen können leider sehr starke Schmerzen verursachen, die es rasch zu behandeln gilt. Als weitere Komplikation treten gelegentlich sogenannte pathologische (nicht durch äußere Gewalteinwirkung hervorgerufene) Knochenbrüche (Frakturen) auf. Hier ist besonders dann eine vorbeugende Behandlung wichtig, wenn tragende Anteile des Knochenskeletts zu brechen drohen oder wenn Nervenschäden und Lähmungen zu erwarten sind, wie etwa eine Querschnittslähmung bei Frakturen in Wirbelkörper.
Bei einigen Erkrankten treten isolierte einzelne Knochenmetastasen auf, andere zeigen einen über das ganze Skelettsystem verteilten Befall auf. Dabei sind häufig die Wirbelsäule, das Becken und die Oberschenkel, die Oberarme, aber auch Rippen und Schädelknochen betroffen. Meist sind Metastasen nur in der harten Knochensubstanz vorhanden, bei ca. 15% ist auch das blutbildende Knochenmark diffus mit Metastasen durchsetzt mit der Folge von Blutarmut, Abwehrschwäche und Blutungsneigung durch die gestörte Blutneubildung.
Man unterscheidet zwei Arten von Knochenmetastasen, die osteolytischen und osteoblastischen. Bei osteolytischen Metastasen kommt es zur Auflösung der Knochensubstanz durch eine vermehrte Aktivität der Knochen abbauenden Zellen, den Osteoklasten. Dadurch wird oft vermehrt Kalzium aus den Knochen gelöst und in das Blut ausgeschwemmt (das Fachwort heißt hier: Hyperkalziämie). Das kann zu einem Nierenversagen führen, zu Muskelschwäche, zu Halluzinationen, vermehrter Schläfrigkeit bis hin zum Koma. Osteolytische Metastasen werden manchmal erst durch die pathologische Fraktur auffällig. Diese Frakturen können aber auch bei den osteoblastischen Metastasen vorkommen, wo die Knochen aufbauenden Zellen, die Osteoblasten, vermehrt aktiv sind und zur Knochenverdichtung führen. So ist der Knochen weniger elastisch und kann dadurch ebenfalls schon bei kleinen Stößen oder bei Stürzen brechen.
Neu aufgetretene Schmerzen im Knochenbereich oder in den großen Gelenken sollten immer bei Krebserkrankungen Anlass zu einer gezielten Diagnostik sein. Bei den Laborwerten kann eventuell ein Kalziumanstieg entdeckt werden, ein Knochenenzym, die alkalische Phosphatase, ist meist erhöht. Ein Röntgenbild kann einzelne Metastasen nachweisen, sonst stehen die Knochenszintigraphie, die Computertomografie und der Kernspin (MRT) zur Verfügung. Als teures, aufwendiges und mit mehr an Strahlenbelastung verbundenes, aber sehr genaues Verfahren hat sich bei vielen Tumorarten auch das PET/CT erwiesen, eine Kombination mit Nachweis Stoffwechsel-aktivierter Knochenzellen mittels radioaktiv markierten Substanzen mit einer Computertomographie.
Zur Behandlung von Knochenmetastasen stehen heute viele unterschiedliche Verfahren zur Verfügung. Nach Diagnosestellung wird rasch eine Behandlung mit Bisphosphonaten eingeleitet, die den Knochen stabilisieren. Sie können als Tabletten genommen werden, hier müssen einige Einnahmeregeln beachtet werden, meist erfolgt die Behandlung aber alle 3 bis 4 Wochen als Infusion. Sie ist recht gut verträglich, besonders wenn sie bei Erstgabe langsamer einläuft, sonst könnte es verstärkt zu Übelkeit und Kreislauferscheinungen oder Schmerzen im Skelettsystem kommen. Bei sehr eingeschränkter Nierenfunktion sind Bisphosphonate nicht anwendbar. In dieser Situation ist Denosumab (XGEVA), eine gute Alternative, ein humaner Antikörper, der in das komplizierte Gleichgewicht von Knochen – An- und -abbau eingreift. Denosumab wird alle 4 Wochen in das Unterhautfettgewebe (subcutan) gespritzt. Wie bei den Bisphosphonaten kann Denosuomab selten als schwere Nebenwirkung zu sogenannten Osteonekrosen führen, einem Gewebsuntergang von Knochen, insbesondere im Kieferbereich. Das Risiko ist besonders bei Zahnoperationen erhöht, deshalb müssen behandelnde Zahnärzte oder Kieferchirurgen immer über die Therapie mit diesen beiden Medikamenten informiert werden, damit entsprechende Schutzmaßnahmen wie eine kurze Antibiotikatherapie bei operativen Eingriffen durchgeführt werden. Beide Medikamente werden mit einer Gabe von Kalzium und Vitamin D3 begleitet, da sie durch vermehrten Knochenaufbau den Kalziumspiegel senken, es sei denn, sie werden wegen einer Hyperkalziämie (s.o.) gegeben. Regelmäßige Laborkontrollen des Kalziumspiegels und der Nierenwerte sind daher erforderlich.
Bei Frakturen oder bei besonderer Frakturgefährdung wird der Knochen durch eine Operation mit Einbringen künstlicher Materialien oder durch Strahlenbehandlung stabilisiert, eine gezielte Bestrahlung führt auch binnen weniger Tage zur Schmerzlinderung. Wenn die Knochenmetastasen an vielen Stellen vorkommen, ist oft eine Therapie mit radioaktiven kurzlebigen Substanzen, sogenannten Radionukliden wie Samarium sinnvoll. Das setzt aber die Anreicherung der Substanzen im Knochen voraus, was durch eine Skelettszintigraphie vorab geklärt wird.
Eine zielgerichtete Therapie der zugrunde liegenden Krebserkrankung z.B. eine Chemotherapie oder antihormonelle Medikamente beim hormonsensiblen Brustkrebs oder Prostatakrebs, ist auch eine gute Behandlungsoption, die aber mehr Zeit bis zur spürbaren Wirkung braucht.
Weiterführende Information finden Sie auch bei der Deutschen Krebshilfe im Internet, sowie bei der Patienteninformation Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelbergund dem Krebsinformationsdienst.
Die Aufnahme kann im Rahmen einer Anschlussheilbehandlung nach Abschluss der Therapie (Operation, evtl. Chemotherapie und Bestrahlung) erfolgen – den Antrag stellt in der Regel der Sozialdienst der behandelnden Klinik, der Onkologe oder der Radiologe, als Reha-Maßnahme, stationäre Weiterbehandlung oder im Rahmen eines stationär palliativen Aufenthaltes (s. Patienteninformation Anschluss-Heilbehandlung, Rehabilitation in der Onkologie). Es kann im Rahmen des Aufenthaltes in der Habichtswald-Klinik eine Chemotherapie begonnen bzw. fortgesetzt werden.
Es besteht die Möglichkeit, eine Zweitmeinung zu vorgeschlagenen Therapien einzuholen. In Kooperation mit einer Strahlen- und Nuklearmedizinischen Praxis kann eine Bestrahlung durchgeführt werden.
Unser Behandlungskonzept verfolgt einen ganzheitlichen Weg, d.h. Körper, Geist und Seele werden gleichermaßen angesprochen und unterstützt. Die Konfrontation mit der Krebsdiagnose, die Erfahrungen während der Therapie, die Zweifel und Ängste sind genau so zu berücksichtigen wie körperliche Beschwerden im Rahmen der Tumorerkrankung. So soll durch unsere Behandlungsangebote eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität erreicht werden. Viele Therapieangebote aus der Ganzheitsmedizin zielen nicht direkt auf die Zerstörung von Tumorzellen, sondern stärken die körpereigenen Kräfte und fördern die Gesundung (s. Patienteninformation Salutogenese). Patienten, die mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen in unser Haus kommen, werden umfassend und vertrauensvoll über das Für und Wider jedes Behandlungsschrittes sorgfältig in Gesprächen zwischen Arzt und Patient aufgeklärt.
Eine gezielte Schmerztherapie ist meist bei Knochenmetastasen unumgänglich. Auch hierbei verfolgen wir ein multimodales Konzept, was Medikamentengabe, Physiotherapie und Entspannungsverfahren, besondere Massagen sowie psychotherapeutische Begleitung umfasst. Die Pflegekräfte unterstützen Sie, wenn Ihre Beweglichkeit eingeschränkt ist, sie erklären Ihnen die Bedeutung einer gewissenhaften Schmerzdokumentation als Grundlage der Behandlung.
Bei den fortgeschrittenen Tumorerkrankungen, wo meist die Knochenmetastasen entdeckt werden, ist oft eine Appetitlosigkeit, später auch eine Auszehrung (Kachexie)mit Gewichtsverlust und Muskelabbau vorhanden. Hier wird gezielt mit der Ernährung gegengesteuert, es können ergänzend zu den Mahlzeiten Energieträger und Eiweiß zugegeben werden. Manchmal ist eine sogenannte „Astronautenkost“, hochkalorische Trinklösungen, selten eine parenterale Ernährung (über die Vene oder einen Port) sinnvoll. Somit ist die Ernährung ist ein wesentlicher Bestandteil einer ganzheitlichen Therapie. Unsere Ernährungsberater stehen Ihnen unterstützend bei und beraten Sie individuell.
Im Rahmen der Tumorbehandlung leiden viele Patienten unter einem Fatigue-Syndrom, d.h. einer Müdigkeit, Antriebslosigkeit, die nicht durch vorausgegangene Betätigungen erklärt werden kann. Hier ist neben Informationsvermittlung eine gut angeleitete Bewegungstherapie sowie eine psychoonkologische Begleitung hilfreich, die die Einschränkungen durch das Vorhandensein der Knochenmetastasen berücksichtigt, evtl. ergänzt durch komplementäre Gabe von Carnitin oder eines Rosenwurzpräparates.
Bei der Diagnose einer fortgeschrittenen Krebserkrankung taucht bei vielen Patienten die Frage nach dem Sinn auf. Hier bietet unsere Klinik einzigartige Möglichkeiten, auf freiwilliger Basis verschiedene Angebote zu nutzen, um sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Hierzu gehören vorbereitend Entspannungsverfahren und ein nicht konfessionell gebundenes spirituelles Angebot. Zur Wiedererlangung der eigenen Kräfte und Freude am eigenen Schaffen bieten wir zur freiwilligen Teilnahme ein kreatives Angebot, bei wenig mobilen Patienten besteht die Möglichkeit, unter Anleitung der Kunsttherapeuten sich auch auf dem Zimmer kreativ zu betätigen.
Eine Sozialberatung, gerne auch mit Ihren Angehörigen, kann Themen wie Hilfsmittelversorgung, Anpassung der Wohnung, Pflegeversicherung oder Organisation von Hilfen zu Hause beinhalten. Auch Fragen nach einer Hospiz-Versorgung am Heimatort kann bei Bedarf zum Thema gemacht werden.