Appetitlosigkeit bei Krebserkrankungen ist ein ernst zu nehmendes Problem. Durch die verminderte Aufnahme von Nährstoffen kann es zu Mangelerscheinungen kommen.
Oftmals ist der Körper durch den Tumor, aber auch durch Behandlungen wie Operation, Chemotherapie und Strahlentherapie enorm belastet. Wundheilung und Regeneration erfordern einen hohen Energiebedarf.
Manchmal führt eine Tumorerkrankung schon vor der Diagnosestellung zu einem schleichenden Kräfteverfall, zu Gewichtsabnahme und zunehmender Erschöpfung. Dies kann sich langsam über Monate entwickeln. Im Rahmen der Krebserkrankung kann es zu Störungen im Magen-Darm-Trakt kommen. Oft sind die Symptome uncharakteristisch (Völlegefühl, Veränderungen im Geschmack, Schluckstörungen, Stuhlunregelmäßigkeiten), sodass sie primär nicht auf eine Krebserkrankung hindeuten. Kommt es zu einer Metastasierung, bei der auch die Verdauungsorgane betroffen sind, ist der Appetit eingeschränkt, weil die erforderliche Stoffwechselleistung nicht erbracht werden kann.
Ob direkte Folgen der Krebserkrankung oder Folgen einer anstrengenden Behandlung, unser täglicher Energiebedarf muss durch die Nahrung gedeckt sein. Ein Gewichtsverlust kann auch bedeuten, dass wichtige Funktionen der Abwehrzellen nicht leistungsfähig erfüllt werden. Wenn unsere Reserven verbraucht, Fett- und Muskelgewebe abgebaut sind, kommt es zur Kachexie (Auszehrung). Nicht nur die angepasste Zufuhr von Kohlehydraten, Eiweißen und Fetten ist entscheidend, sondern auch der Bedarf an Vitaminen, Spurenelementen und Sekundärstoffen muss abgedeckt werden.
Nach Operationen im Bereich des Magen-Darm-Traktes oder Bauchraumes kommt es allein aufgrund anatomischer Veränderungen zu funktionellen Störungen. Beispielsweise durch einen künstlichen Darmausgang ergeben sich Veränderungen in der Verdauungsleistung. Durch Verminderung von wichtigen Verdauungsenzymen (Schwäche der Bauchspeicheldrüse) ist die Nahrungsverwertung gestört. Durch Chemo- oder Strahlentherapie kann es zu einer erheblichen Belastung aufgrund der Nebenwirkungen kommen. Entzündungen im Bereich der Schleimhäute oder Durchfälle stellen dabei ein großes Problem dar. Auch viele Medikamente führen zu einer Veränderung des Appetits (z. B. Morphin im Rahmen einer Schmerztherapie).
Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme können zu einer enormen psychischen Belastung führen. Antriebslosigkeit und depressive Verstimmung stehen hierbei im Vordergrund. Auch bestehen häufig Schlafstörungen, sodass die Regeneration und Erholung behindert ist.
Zunächst muss eine genaue Anamnese erhoben werden. Erkrankungsstadium und Therapie sowie Vorerkrankungen, Lebensumstände und Lebensgewohnheiten müssen erfasst werden. Alle Faktoren, die individuell zur Appetitlosigkeit beitragen, sind zu berücksichtigen.
Faktoren wie Übelkeit, Erbrechen und Obstipation können gezielt behandelt werden. Der individuelle Energiebedarf wird ermittelt. Eine spezielle Gewichtsmessung, BIA-Messung, gibt Aufschluss über Wasserhaushalt, Muskelmasse und Fettverteilung. Ein dosiertes Bewegungstraining und Förderung der Muskelkraft durch angepasstes Krafttraining wirken sich auf den Stoffwechsel stimulierend aus. Neben der Ernährungstherapie mit Anpassung der Nahrung an die persönliche Situation spielt auch die Ernährungspsychologie eine große Rolle.
Die Zubereitung und Einnahme der Nahrung hat Einfluss auf unser seelisches Befinden. Stress während der Nahrungsaufnahme führt zu einer schlechteren Leistungsfähigkeit aller Systeme, die an der Nahrungsverwertung beteiligt sind.
Die Problematik der Appetitstörung wird also individuell erfasst. Die Auswahl der Nahrungsmittel muss der Stoffwechselsituation angepasst werden (metabolisch adaptierte Kost). Es erfolgt eine einfühlsame Ernährungsberatung und Begleitung durch Arzt und Diätassistenten. Unterstützend sind psychoonkologische Betreuung und physiotherapeutische Anwendungen wie Reflexzonenmassagen oder stimulierende Einreibungen.
Zur medikamentösen Therapie der Appetitlosigkeit stehen verschiedene Konzepte zur Verfügung:
Appetitlosigkeit ist in jedem Fall ernst zu nehmen. Ziel unserer Behandlung ist, funktionelle Störungen zu beheben oder zu behandeln. Dabei stehen uns, wie beschrieben viele Möglichkeiten zur Verfügung, sodass ein individuelles Therapiekonzept erstellt werden kann.