Schlafphysiologie und Schlafstörungen

Schlafstörungen und Schlafphysiologie

Die Physiologie des Schlafes

Unser Schlaf ist ein lebenswichtiger physiologischer Ruhezustand des Körpers. Ein Drittel unserer Lebenszeit verbringen wir schlafend.

Auch alle Tierarten schlafen. Mehrere Tierarten beherrschen den Halbhirnschlaf, d.h. nur eine Gehirnhälfte schläft. Bei Lungenatmern (z.B. Delfine, Wale) ist das notwendig, damit sie nicht ertrinken. Tiere, die keine beweglichen Augenlider haben (z.B. Fische, Krebse, Fliegen) schlafen mit offenen Augen. Vögel fallen im Schlaf nicht vom Baum, obwohl ihr Muskeltonus im Schlaf herabgesetzt ist. Auch können Tiere im Schlaf genauso wie wir Menschen schnarchen.

Die Wissenschaft, die sich mit dem Schlaf befasst heißt Somnologie und ist noch recht jung. Der Schlafbedarf zwischen den einzelnen Tierarten schwankt erheblich. Je kleiner das Tier, desto länger ist das Schlafbedürfnis. Eine Fledermaus schläft z.B. ca. 20 Std., eine Kuh nur ca. 4 Std. Der Mensch schläft ca. 6-8 Stunden. Schlaf ist ein zyklischer Prozess, d.h. wir verbringen die Schlafdauer nicht an einem Stück. In einer Nacht durchlaufen wir einzelne Schlafphasen mehrmals hintereinander. So eine Schlafphase dauert bei Menschen ca. 90 Minuten. Im Vergleich dazu dauert eine Phase bei der Katze ca. 30 Minuten, beim Elefanten 120 Minuten. Diese Rhythmik begleitet uns auch durch den gesamten Tag. Die Chronobiologie beschäftigt sich mit diesem Phänomen (circardiane, ultradiane Rhythmik).

Wir unterscheiden zwei Schlaftypen: Frühtypen („Lerchen“) und Spättypen („Eulen“). Der Schlaftyp ist zu 50% genetisch festgelegt und bestimmt unser Schlafverhalten im Erwachsenenalter. In jüngeren Jahren sind wir eher alle „Eulen“, bis sich später die Unterschiede deutlich manifestieren. Dies ist von Bedeutung, da Phasen von Konzentration, Kreativität und Inspiration sowie schlechte Konzentrationsphasen je nach Schlaftyp zu sehr unterschiedlichen Zeiten stattfinden. Eine „Umerziehung“ ist so gut wie ausgeschlossen. Während „Lerchen“ sehr gut am Vormittag und frühem Nachmittag Probleme lösen können, ist dies bei den „Eulen“ eher zwischen 18.00 und 23.00 Uhr. Streiten sich Lerche und Eule am Abend, ist die Lerche im Nachteil. Unsere noch überwiegenden „Eulenkinder“ haben große Probleme sich früh am Morgen zu konzentrieren.

Schlaf ist ein Zustand der äußeren Ruhe bei Lebewesen, dabei ist er eine aktive Leistung des Gehirns. Keineswegs geht im Gehirn einfach „das Licht aus“, wie man lange glaubte. Puls, Blutdruck und Atemfrequenz sinken dabei ab, die Gehirnaktivität verändert sich. Beim gesunden Menschen kalibriert sich die innere Uhr an den Tag-Nacht-Rhythmus und regelt den Hormonhaushalt.

An der Schlafeinleitung sind 3 Gruppen von Nervenzellen im Hirnstamm beteiligt:

  • Formatio retikularis Sie ist das Aktivierungssystem und erregt über Botenstoffe (Neurotransmitter) den Thalamus.
  • Thalamus Er wird über Noradrenalin und Acetylcholin erregt. Über den Transmitter Serotonin wird das noradrenerge System gehemmt. Ein anderer hemmender Weg geht über y-Aminobuttersäure (GABA).
  • Hypothalamus Er ist mit der Sehbahn verbunden und produziert bei Dunkelheit weniger Orexin (ein Peptid, das zu gesteigerter Aufmerksamkeit führt). Die Freisetzung von Melatonin aus der Zirbeldrüse wird stimuliert.

Ein komplexes und koordiniertes Zusammenspiel verschiedener Botenstoffe und Hormone steuert unser Einschlafen und den Schlafverlauf. Der Schlaf ist also neurophysiologisch gesteuert.

Wie beschrieben ist der Schlaf ein zyklischer Prozess. Während des Schlafes synchronisieren sich unsere Nervenzellverbände, d.h. sie finden zu einem gemeinsamen Takt zurück (Rekalibrierung), der im Tagesverlauf verändert wurde.

Wir unterscheiden zwei Schlaf-Formen:

  • REM-Schlaf (Rapid Eye Movement, paradoxer Schlaf) In dieser Schlafphase ähnelt unsere Gehirnaktivität dem Wachzustand (Elekro-EncephalogrammEEG). Die Augen bewegen sich heftig. Herzfrequenz, Temperatur und Atemfrequenz steigen an. Es kommt zunächst zu kurzen Muskelzuckungen und Erektion beim Mann. Später ist die Muskulatur blockiert (Schlafparalyse), damit können motorische Handlungen nicht ausgelebt werden. Häufig finden lebhafte Träume statt, an die man sich gut erinnern kann, wenn man erweckt wird. Der Anteil des REM-Schlafs nimmt mit zunehmendem Lebensalter ab. Säuglinge verbringen mehr als 50% im REM-Schlaf.
  • NREM-Schlaf (Non Rapid Eye Movement, orthodoxer Schlaf) In dieser Schlafphase ist unsere Gehirnaktivität (EEG) verlangsamt. Puls, Temperatur und Blutdruck fallen und die Muskelspannung nimmt ab, ist aber nicht blockiert wie im REM-Schlaf. Diese Phase wird als Tiefschlafphase Schläfer, die jetzt erweckt werden, sind häufig desorientiert. Schlafwandeln oder Schlafsprechen kann auftreten.

In einer Nacht durchlaufen wir also mehrmals die beschriebenen Phasen, pro Nacht werden sie 5 -7 mal wiederholt. Dabei kommt die Tiefschlafphase zu Beginn des Schlafes vor und wiederholt sich meist 2 – 3 mal. Später erreichen wir diese Phase nicht mehr, die Phasen des REM-Schlafs überwiegen. Zwischen den Phasen finden Übergänge statt. Ältere Menschen erreichen das Tiefschlafstadium immer seltener. Auch wachen wir unbemerkt in der Nacht mehrmals auf. Ist diese Aufwachphase kürzer als 3 Minuten, werden wir sie in der Regel nicht erinnern.

Die Funktion des Schlafes ist bis heute nicht vollständig geklärt. Grundlage für den Ruhe- und Aktivitätszyklus ist der Tag-Nacht-Rhythmus. Es besteht eine Anpassung an Licht- und Temperaturverhältnisse, um die metabolische (Stoffwechsel-) Aktivität zu regulieren. Eine wesentliche Funktion des Schlafes ist die Regeneration. Der REM-Schlaf ist ein anaboler (aufbauender) Zustand, der physiologische Prozesse wie Wachstum, Erholung der Organsysteme, Immunsystem, Nervensystem, Muskel- und Knochenbau bestimmt. Die Zellen des Immunsystems und dessen Botenstoffe werden direkt vom Schlaf beeinflusst. Bei Schlafentzug oder Schlafdefizit sinkt so z.B. der Botenstoff Interleukin-6 ab, der unter anderem die Produktion von Antikörpern aus den B-Lymphozyten fördert. Die Anzahl wichtiger Immunzellen nimmt ab (T-Helfer-Zellen, B-Zellen, natürliche Killerzellen, siehe Patienteninformation „Immunsystem“) So fördert Schlaf die Wundheilung und bei Infekten „schläft man sich quasi gesund“. Auch Übergewicht wird durch gestörten Schlaf begünstigt, weil die hormonelle Balance des Zuckerstoffwechsels verändert wird.

Während des Tages bilden sich aus gewonnenen Erfahrungen Synapsen (Verbindungen) zwischen den Gehirnzellen. Viele davon sind jedoch überflüssig und störend. Im Schlaf findet eine „Bereinigung“ statt, es wird Platz für Neues geschaffen und es wird neu sortiert. Zunächst landen alle Informationen und Eindrücke das „Wachlebens“ in unserem Kurzspeicher (Hippocampus). Der Langzeitspeicher liegt in den Synapsen der Großhirnrinde. Es muss also ein Datentransfer stattfinden. Dieser muss im Schlaf stattfinden, denn sonst würden ständig neue Informationen und Wahrnehmungen aus dem Tagesgeschehen diesem Prozess in die Quere kommen („Niemand würde wollen, dass sich das Gehirn neu organisiert, während man Auto fährt“). Die REM-Schlafphase ist für die Entwicklung des Gehirns wichtig. Damit die entstehenden Impulse nicht zu störenden Bewegungen führen, ist wie beschrieben, die Muskulatur blockiert. Rem-Schlaf-Mangel führt zu Entwicklungsproblemen und Nervenzellschädigung.

Unser Gedächtnis wird von den verschiedenen Schlafphasen unterschiedlich beeinflusst:

  • NREM (Tiefschlaf) beeinflusst das Deklarative Gedächtnis (Wissensgedächtnis)
  • REM beeinflusst das Prozedurale Gedächtnis (Verhaltensgedächtnis)

Auch Träume, die zwar in allen Schlafphasen vorkommen, von denen jedoch meist nur der „REM-Traum“ erinnert wird, spielen bei der Gehirnreifung und Verfestigung des Gedächtnisses eine wichtige Rolle. Visuelle und akustische Wahrnehmungen überwiegen, kognitive Fähigkeiten oder kausal logisches Denken treten in den Hintergrund. Das träumende Gehirn ist ein emotionales Gehirn. Das Gehirn löst offenbar die Ereignisse des Tages von den damit verbundenen Emotionen und bewertet sie neu (redressing). Träumen hat auch einen Einfluss auf die Lernfähigkeit. Dies zeigen eindrucksvoll verschiedene Untersuchungen. Träume festigen nicht nur Erinnerungen, sondern können auch neue Einsichten hervorbringen. Während das Gehirn die Ereignisse des Tages durchspielt, sucht es neue Zusammenhänge.

Schlafstörungen (Insomnie) kommen sehr häufig vor und werden aber sehr oft von Patienten nicht angegeben. Sie werden als lästig hingenommen und es wird nicht aktiv nach Hilfe oder Lösungen gesucht. Der Schlaf hat ein „Imageproblem“. Unermüdlichkeit, Durchhaltevermögen und Schlafverzicht finden gesellschaftliche Anerkennung. Rasche Ermüdung oder ausgiebiges Schlummern gilt in unserer Leistungsgesellschaft als verlorene Zeit und Luxus. Dabei wissen wir, dass der Schlaf einen wesentlichen Einfluss auf unser physisches und psychisches Befinden hat.

Schlafentzug ist eine schreckliche Foltermethode. Ein freiwilliger Rekord lag 2007 bei rund 11 Tagen. Einen Eintrag ins Guinnessbuch gab es jedoch aus ethischen Gründen nicht. Eine sehr seltene Erkrankung, die angeborene tödliche familiäre Schlaflosigkeit (Letale familiäre Insomnie) endet innerhalb von Monaten bis wenigen Jahren tödlich. Bei dieser Erkrankung bestehen Läsionen im Hypothalamus.

Bestehen Schlafstörungen, ist zunächst zu überlegen, welche Gründe es dafür geben kann. Wir unterscheiden:

  • Primäre Insomnie Es findet sich keine Ursache. Sie ist die häufigste Form von Schlafstörungen (ca. 1/3).
  • Sekundäre Insomnie BStress, Strahlung (Mobiltelefone), Schichtarbeit, Depression, Medikamente, Schilddrüsenüberfunktion, Schmerzen, restless-leg- Syndrom und nächtliche Wadenkrämpfe können Schlafstörungen verursachen. Das Schlaf-Apnoe-Syndrom kommt häufig vor (5-10% der Bevölkerung). Hier kommt es zu nächtlichem Sauerstoffmangel. Auch viele neurologische Erkrankungen können Schlafstörungen verursachen (Fibromyalgie, Epilepsie, Multiple Sklerose, M. Parkinson, Neuromuskuläre Erkrankungen, Schlaganfall, Demenzen).

Erbanlagen können ebenfalls den Schlaf beeinträchtigen.

  • Parasomnie Es bestehen Albträume, Bettnässen, Schlafwandeln, Schlaflähmung (erwachen ohne Fähigkeit willentlich zu agieren), Zähneknirschen oder nächtliches Aufschrecken.
  • Pseudoinsomnie Untersuchungen im Schlaflabor zeigen einen normalen Befund. Subjektiv besteht jedoch das Gefühl des Schlafmangels (Fehlwahrnehmung).
  • Hypersomnie Hierzu gehören Katalepsie oder Narkolepsie, die mit einem abnormal erhöhten Schlafbedürfnis einhergehen.

Um Schlafstörungen einzuschätzen, kann eine Untersuchung im Schlaf-Labor erfolgen. Im Schlaf-Labor werden EEG, LZ-EKG, Blutdruck, Puls, Sauerstoff- und Kohlendioxid Konzentration fortlaufend gemessen. Eine Indikation für eine solche recht aufwendige Untersuchung sind z.B. Schlafstörungen, die länger als 6 Monate bestehen und signifikant Befindlichkeit und Leistungsfähigkeit beeinträchtigen oder der Ausschluss bestimmter organischer Ursachen (Schlaf-Apnoe, Parasomnien). Zur Erfassung von Schlafstörungen können auch spez. Fragebögen genutzt werden.

Behandlung von Schlafstörungen

Länger bestehende Schlafstörungen bedeuten oftmals einen Teufelskreis. Sie beeinflussen unsere Stimmung, Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit und können eine soziale Einschränkung bedeuten, weil sie die physische und psychische Regeneration behindern.

Sind behandelbare organische Ursachen ausgeschlossen, sollten Regeln der Schlafhygiene überprüft werden:

  • Guter Schlafkomfort (Bett, Matratze, Raumverhältnisse).
  • Regelmäßige Aufsteh- und Ins-Bettgeh-Zeiten einhalten. Dabei ist die Aufsteh-Zeit wichtiger, denn sie ist der „Ankerpunkt“ unserer biologischen Rhythmen.
  • Tagsüber kein Kurzschlaf über 30 Minuten oder nach 15.00 Uhr. Besser ist ein sogenanntes kurzes „Powernap“ zur Erholung und Verbesserung der Leistungsfähigkeit.
  • Beschränkung der Bett-Liegezeit auf die Schlafzeit, ca. 7 Std. Das Bett sollte nur zum Schlafen da sein.
  • Kein nächtlicher Blick zur Uhr.
  • Kein Alkohol 3 Stunden vor dem Zubettgehen. Man schläft zwar nach Alkoholgenuss leichter ein, aber die Schlafqualität verschlechtert sich (Schlafphasen).
  • Kaffee, Tee, Cola komplett pausieren oder nur vormittags.
  • Kein Nikotinkonsum nach 19 Uhr.
  • 3 Stunden vor dem Zubettgehen keine größeren Mahlzeiten. Kleine „Betthupferl“ wie z.B. Schokolade oder Honigmilch enthalten Tryptophan, das bei der Schlafregulation eine Rolle spielt. (Danach Zähne putzen!)
  • Vermeidung von körperlicher Anstrengung nach 18.00 Uhr.
  • Schlafumgebung gestalten Nach Möglichkeit sollte das Schlafzimmer nur zum Schlafen dienen. Wichtig ist, dass keine Lichtquelle stört. Das Schlaf fördernde Hormon Melatonin wird bei Dunkelheit freigesetzt. Natürlich ist auf Temperatur und Geräuscharmut zu achten.
  • Zwischen Alltag und Zubettgehen sollte ein „Pufferzone“ Sorgen, Grübeleien, Gedanken zur Planung des nächsten Tages, usw. behindern den Schlaf. Hilfreich sind kleine Rituale vor dem Zubettgehen, die Tagesgeschehen und Schlafenszeit voneinander abgrenzen (z.B. Gedanken in ein „Tagebuch“ notieren).

Oftmals ist sehr eindrucksvoll, wie sich das Schlafverhalten allein durch die Maßnahmen der Schlafhygiene verbessert.

Psychotherapeutische Verfahren wie z.B. kognitive Verhaltenstherapie können angezeigt sein. Insbesondere aber das Erlernen von Entspannungsverfahren hat einen positiven Einfluss.

Medikamentöse Verfahren kommen zur Anwendung, wenn sich keine Besserung erzielen lässt und eine ursachenspezifische Behandlung nicht erfolgreich ist. Schlafmedikamente werden als Hypnotika bezeichnet. Der Name leitet sich aus der griechischen Mythologie ab. Hypnos ist der Gott des vorrübergehenden Schlafs, sein Bruder Thanatos dagegen der Gott des ewigen Schlafs.

Phytotherapeutisch kommen oftmals sehr erfolgreich Extrakte aus der Baldrianwurzel, Johanniskraut, Hopfenzapfen, Melisse oder Passionsblume zum Einsatz. Auch aromatherapeutisch können ätherische Öle des Lavendel oder Jasmin durch ihre ausgleichende Wirkung das Schlafverhalten verbessern. Diese Öle setzen, ähnlich wie Benzodiazepine, an bestimmten Rezeptoren (GABA) an und wirken sich damit stabilisierend auf den Schlaf aus.

Synthetische Schlafmittel sind zum Dauergebrauch ungeeignet. Abhängigkeit oder Gewöhnung kann eintreten. Ohne ärztliche Betreuung sollten sie nicht angewendet werden. Verschiedene Substanzen stehen zur Verfügung:

  • Benzodiazepine (Nitrazepam, Midazolam, Flurazepam, Tetrazepam) Medikamente dieser Gruppe wirken beruhigend, angstlösend, krampflösend und schlaffördernd. Unser Gehirn kann man sich als eine Maschine vorstellen. Im Wachzustand läuft diese Maschine sehr schnell. Um in den Schlaf zu gelangen, aber auch in anderen Situationen, wenn diese schnelle Aktivität hinderlich wird (z.B. wenn man sich in einen Erregungszustand wie Angst hineinsteigert), braucht man also eine Bremse. Die wichtigste bremsende Substanz im Gehirn ist die sog. Gamma-Amino-Buttersäure (GABA). Benzodiazepine verstärken die Wirkung von GABA. Die einzelnen Substanzen unterscheiden sich in der Wirkdauer und der Wirkstärke. Sie können z.B. auch als kurze „Narkose“ bei Untersuchungen wie Magen- oder Darmspiegelungen eingesetzt werden. Sie werden dann intravenös verabreicht (Propofol)Sie wirken hauptsächlich auf den orthodoxen Schlaf (Tiefschlaf) und beeinflussen den REM-Schlaf kaum. Länger als 4 Wochen sollten sie nicht angewendet werden, da die Gefahr einer Abhängigkeit besteht.
  • Nicht Benzodiazepin-Agonisten, „Z“-Schlafmittel (Zopiclon, Zolpidem) Sie sind moderne Schlafmittel der ersten Wahl. Sie binden ebenfalls an die GABA-Rezeptoren. Die muskelentspannende und krampflösende Wirkung ist im Vergleich zu den Benzodiazepinen niedriger, das Abhängigkeitspotential ist geringer. Sie beeinflussen die Schlafarchitektur kaum.
  • Barbiturate Sie wirken dosisabhängig schlaferzwingend. Sie haben eine sehr lange Halbwertszeit und führen daher zu unerwünschten Neben- und Nachwirkungen (Hang-Over). Sie unterdrücken den REM-Schlaf. In Verbindung mit Alkohol besteht eine Wirkungspotenzierung. Als Schlafmittel sind sie aufgrund ihrer Nebenwirkungen im allgemeinem nicht geeignet und ihre Zulassung als Schlafmittel ist vom Bundesgesundheitsamt widerrufen.
  • Barbitursäure-Abkömmlinge (z.B. Thalidomid, Contergan®). Aufgrund ihrer erheblichen Nebenwirkungen kommen sie als Schlafmittel nicht mehr zum Einsatz.
  • Antihistaminika (Diphenhydramin, Doxlyamin, Promethazin). Viele Antihistaminika weisen neben ihrer antiallergischen auch eine sedierende Wirkung auf. Daher werden sie auch als Schlafmittel verwendet. Sie unterscheiden sich ebenfalls auch in ihrer Wirkdauer, so kann insbesondere Promethazin zu einem Hang-Over führen. Oft tritt ein Gewöhnungseffekt ein. Da der Wirkeintritt erst nach 1-3 Std. erfolgt, müssen sie entsprechend zeitig eingenommen werden.
  • Sonstige Stoffe Chloralhydrat findet aufgrund der sehr langen Halbwertszeit keine Verwendung.
  • L-Tryptophan. Aus L-Tryptophan wird im Organismus der Botenstoff Serotonin gebildet, der sowohl im Rahmen der Schlaf-Wach-Regulation, als auch bei Depressionen eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Der schlafanstoßende Effekt dieses Mittels ist gering. Eine Verbesserung des Schlafes zeigt sich erst nach mehrwöchiger Einnahme. Das Medikament wurde 1989 wegen Verunreinigungen bei der Herstellung vom Markt genommen, ist jetzt aber seit einiger Zeit wieder erhältlich. Als alternativer medikamentöser Therapieversuch dürfte es vor allem bei Patienten in Frage kommen, die keines der oben genannten Schlafmittel wg. deren Nebenwirkungen vertragen. L-Tryptophan kommt in einer ganzen Reihe von Nahrungsmitteln vor. Die Einschlafhilfe „Heiße Milch mit Honig“ geht wahrscheinlich auf einen Tryptophan-Effekt zurück, da Milch diesen Stoff enthält. Wichtig für die Wirksamkeit ist in diesem Fall das im Honig enthaltene Zuckermolekül, das als Transportmittel dient, um das L-Tryptophan ins Gehirn zu bringen.
  • Melatonin ist ebenfalls chemisch verwandt mit Serotonin und wird im Körper aus dem natürlich vorkommenden L-Tryptophan gebildet. Melatonin wird selber auch vom Körper in der Zirbeldrüse (Epiphyse) produziert. Es ist als Botenstoff wesentlich an der Steuerung der Tag-Nacht-Rhythmen beteiligt. Es war bis in die 90er Jahre als Nahrungsergänzungsmittel frei erhältlich, wurde dann aber wegen des bislang fehlenden Unbedenklichkeitsnachweises vom Markt genommen.
  • Antidepressiva haben ein wesentlich geringeres Abhängigkeitspotential als Benzodiazepine. Sie werden daher bevorzugt bei einer länger andauernden Behandlung eingesetzt. Sie sind das Mittel der Wahl bei Schlafstörungen, die durch eine Depression hervorgerufen werden, als auch bei solchen Schlafstörungen, bei denen es als Folge der Schlafstörung im Laufe der Zeit zu einer ausgeprägten ängstlich-depressiven Begleitsymptomatik gekommen ist. Sie wirken nicht Muskel-relaxierend (geringere Sturzgefahr in der Nacht; geringere Beeinträchtigung der Atmung in der Nacht). Die schlafanstoßende Wirkung ist geringer als die von Benzodiazepinen. Antidepressiva haben deutlich mehr Nebenwirkungen als Benzodiazepine (u.a. Mundtrockenheit, Sehstörungen, Verstopfung, Blutdrucksenkung, Herzklopfen und Herzrhythmusstörungen, Verwirrtheitszustände, Gewichtszunahme, Libido- und Potenzverlust, Leberfunktionsstörungen). Die Empfindlichkeit für diese Nebenwirkungen ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich ausgeprägt. Antidepressiva sind langwirksame Mittel, d.h. sie wirken auch noch am Tage fort. Dieser stimmungsaufhellende, beruhigend-dämpfende Überhangeffekt kann je nach Patient und Symptomatik erwünscht oder lästig sein. Auch bei Antidepressiva kann es wahrscheinlich zu einer Gewöhnung bzw. Toleranzentwicklung kommen, d.h. das Mittel verliert nach einigen Wochen nach und nach seine schlafanstoßende Wirkung. Antidepressiva unterdrücken bzw. vermindern den Traumschlaf (REM-Schlaf). Sie können nicht selten „Periodische Bewegungen im Schlaf“ verursachen oder – wenn schon vorhanden – verstärken und dadurch selber Schlafstörungen hervorrufen.

Ein krimineller Missbrauch von Schlafmitteln sind die sog. K.-o.-Tropfen (Knockout). Häufige Anwendung als K.-o.-Tropfen finden Benzodiazepine.

Wer unter Schlafstörungen leidet, sollte dies unbedingt mit seinem Arzt besprechen, damit gemeinsam eine ursachenspezifische Behandlung erfolgen kann oder symptomatisch ein positiver Einfluss genommen werden kann. Ein „gesunder“ Schlaf hat einen sehr großen Einfluss auf unsere Körperfunktionen und natürlich unser psychisches Befinden.

Gute weiterführende Information bietet die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGMS). Hier sind Broschüren zu verschiedenen Themen erhältlich.