Ernährung ist im Zusammenhang mit Krebserkrankungen buchstäblich in aller Munde. Es gibt viel darüber zu lesen und zu hören, wie man sich präventiv, während einer Therapiephase und auch im Anschluss an eine Erkrankung ernähren sollte. Jeder Betroffene ist bestrebt, alles richtigzumachen. Die Ernährung ist schließlich so ziemlich das Einzige, was man selbst beeinflussen und lenken kann. Doch liege ich richtig mit dem, was ich weiß? Was, wenn ich die Empfehlungen nicht umsetzen kann? Mit diesem Beitrag möchten wir unterstützend sein und aufklären, wir möchten Ihnen Hilfestellungen und Antworten auf möglichst viele Fragen anbieten.
Die Frage nach einer präventiven Ernährungsform stellt sich sehr häufig. Im Fall einer entsprechenden Erkrankung hat sich die betroffene Person u. a. durch die Therapien neuen Herausforderungen und Bedingungen zu stellen. Nach der Erkrankung möchte man alles tun, um ein Rezidiv oder eine weitere Erkrankung zu verhindern.
Es handelt sich auf dem Gebiet der Ernährung im Zusammenhang mit Krebserkrankungen seit Jahren um ein sehr diskutiertes Thema.
Schätzungen zufolge könnten 30–50 % der Krebsfälle durch ein gesundes Körpergewicht, eine gesunde Ernährung, sportliche Aktivität, die Vermeidung berufsbedingter Karzinogene und Umweltschadstoffe reduziert werden
Proaktiv beschäftigen sich viele Menschen mit der Möglichkeit der Prävention im Rahmen der Ernährung. Beim Googeln stößt man auf viele Hinweise, die häufig widersprüchlich, noch häufiger aber verunsichernd und wissenschaftlich nicht belegt sind. Hier gilt es, seriöse Quellen zu beachten! Vorab möchten wir betonen: Es gibt bisher keine Erkenntnisse darüber, dass man onkologische Erkrankungen mit bestimmten Ernährungsweisen verhindern oder heilen kann. Es existieren Mythen, denen wir gesicherte Fakten gegenüberstellen können.
Sind z. B. Bio-Lebensmittel gesünder als konventionelle? Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) berichtet jährlich, das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) macht auf außergewöhnliche Belastungen aufmerksam. Das Ergebnis: die meisten Lebensmittel in Deutschland sind schadstoffarm und unbedenklich.
97 % unserer Lebensmittel liegen in der EU unter den Grenzwerten. Bio-Produkte sind grundsätzlich schadstoffärmer. Es hängt davon ab, wie viel ich z. B. von einem Pflanzenschutzmittel über einen längeren Zeitraum zu mir genommen habe. Weniger davon, ob selten ein einzelner Grenzwert überschritten wurde.
Häufig ist von sogenanntem Superfood die Rede. Hierbei handelt es sich um keinen geschützten Begriff. Das allein deutet bereits an, dass oft mehr versprochen wird, als gehalten werden kann. Diese bestimmten Lebensmittel können bereichernd sein, allerdings sind die bisherigen Untersuchungen nicht direkt auf uns Menschen übertragbar. Einheimische Superfoods wie Beeren, Rote Beete, Kohlgemüse, Vollkornprodukte, Leinsamen sind zudem kostengünstiger als übers Internet bestellte Produkte.
In Bezug auf sogenannte „Anti-Krebs-Diäten“ ist es wichtig zu betonen:
Es gibt derzeit keine Beweise für das Verhindern einer Erkrankung durch einzelne Inhaltsstoffe oder Lebensmittel. Eine Ernährungsweise, die auf einzelne Lebensmittel oder Nährstoffe setzt, kann zu Einseitigkeit führen und ist damit das Gegenteil einer gesunden Vielfalt und Ausgewogenheit.
Wirksame Anti-Krebs-Diäten gibt es nicht. Dies gilt auch für Menschen, die bereits erkrankt sind. Krebs ist keine Schuldfrage. Trotz gesunder Ernährung und ausreichender Bewegung kann ein Tumor entstehen.
Dennoch gibt es konkrete und belegte Empfehlungen:
Adipositas vermeiden
Ein wichtiger Faktor in der Prävention von Krebserkrankungen ist die Vermeidung von Übergewicht. Es gibt einen Zusammenhang zwischen einem steigenden Körpergewicht und mindestens 13 Tumorarten. Neben einer ausgewogenen Nährstoffversorgung ist eine ausgeglichene Energiebilanz wichtig.
Gesunde Fette:
Eine westliche Ernährungsweise, die geprägt ist von Fastfood und Fertigprodukten, begünstigt die Aufnahme ungesunder Fette und freier Zuckeranteile, welche eine Adipositas begünstigen. Die Qualität der Fette ist relevant. Fette sind gute Energielieferanten und dienen maßgeblich als Geschmacksträger.
Es ist wichtig, dass wir einen hohen Anteil einfach- und mehrfach ungesättigter Fettsäuren zu uns nehmen. Die sogenannten Omega-3-Fettsäuren (mehrfach ungesättigt) finden wir in gesunden pflanzlichen Ölen wie Raps- oder Leinöl, in fetten Fischen wie Lachs, Hering, Heilbutt, Makrele und Thunfisch und in Nüssen, Kernen und Samen. Die einfach ungesättigten Fettsäuren sind in gutem Maß in Olivenöl enthalten. Der Anteil gesättigter Fettsäuren (überwiegend enthalten in tierischen Produkten) sollte im Vergleich dazu gering ausfallen.
Zucker:
Kann man mit dem Verzicht von Zucker oder ganz allgemein Kohlenhydraten Krebs verhindern? Bis heute konnten Studien dies nicht belegen. Zucker und andere kohlenhydratreiche Lebensmittel sind Energielieferanten. Ein Zuviel kann zur Entstehung von Übergewicht beitragen.
Unser Körper ist in der Lage, praktisch aus allen Nährstoffen Traubenzucker zu bilden. Alle menschlichen Zellen benötigen diese Zuckerart als wichtigen Energielieferanten.
Ballaststoffe fördern die Sättigung und die Aktivität der Darmbakterien. Studien zeigen, dass Ballaststoffe, insbesondere solche aus Vollkorngetreide, eine Senkung des Darmkrebsrisikos bewirken können.
Eine Ernährungsform, die reich an Vollkorngetreide, Gemüse, Obst und Hülsenfrüchten ist wird mit einem geringen Risiko u. a. für Krebserkrankungen assoziiert. Die Frage ist also auch hier, in welcher Form wir Kohlenhydrate zu uns nehmen: als un- bzw. gering verarbeitete, natürliche Produkte oder in stark bearbeiteten Fertigprodukten, Süßigkeiten oder zuckerhaltigen Getränken.
Rotes Fleisch:
Es gibt eine starke Evidenz dafür, dass rotes und verarbeitetes Fleisch das Darmkrebsrisiko erhöhen. Vorteilhaft ist der hohe Anteil an Proteinen, Eisen, Zink und Vitamin B12. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt 300 g/Woche. Vegetarier scheinen seltener an Krebs zu erkranken, was aber zusätzlich zum Verzicht auf Fleisch auf einen deutlich höheren pflanzlichen und damit ballaststoffhaltigen Teil der Nahrung und einen gesünderen Lebensstil zurückzuführen ist.
Alkohol:
Bereits geringe Mengen Alkohol erhöhen das Risiko für viele Krebsarten. Es ist nicht relevant, ob man regelmäßig ein wenig oder gelegentlich eine hohe Menge zu sich nimmt.
Milch- und Milchprodukte:
Insgesamt existieren zu wenig Daten, um sicher sagen zu können, ob der Konsum vorbeugend ist (Darmkrebs) oder ob man ihn einschränken sollte. Diskutiert werden präventive als auch schädigende Inhaltsstoffe wie Vitamine, Hormone, ein zum Teil hoher Fettanteil und auch Schadstoffrückstände.
Sojaprodukte:
Phytoöstrogene sind Bestandteile von Sojaprodukten und dem körpereigenen Östrogen ähnlich. Untersuchungen zur Prävention als auch zu Risiken liefern zum Teil widersprüchliche Ergebnisse, weshalb Fachgesellschaften derzeit weder den Verzicht, noch das Bevorzugen von Soja und Sojaprodukten empfehlen.
Gemüse und Obst:
Sämtliche Gemüse- und Obstsorten liefern einen hohen Gehalt an Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen und haben daher eine hohe und wünschenswerte Nährstoffdichte. Nachtschattengewächse sind unbedenklich.
Zusammenfassend kann man sagen:
Grundsätzlich gilt: Keine Diät heilt Krebs. Man kann weder den Krebs bekämpfen, noch liefert man dem Tumor mit bestimmten Inhaltsstoffen Nahrung. Die Strategie muss sein, den Körper ausreichend zu ernähren.
Daher gilt: Keine Entgiftungskuren nach Chemotherapie. Man läuft Gefahr, in den Zustand einer Mangelernährung zu geraten oder diese zu verstärken, da es an Nährstoffen fehlen kann und man ungewollt an Gewicht verliert. Die Art der Ernährung ist abhängig von der Tumorart und von der Therapie. Ein Gewichtsverlust kann durch die Erkrankung oder durch die Behandlung eintreten. Dies gilt es zu vermeiden. Im Rahmen einer Ernährungsberatung sollte nach einer Mangelernährung gefahndet werden und nach Diagnosesicherung eine Ernährungstherapie mit hochkalorischen und nährstoffreichen Produkten initiiert werden.
Therapiemöglichkeiten sind die Anreicherung von Speisen, Trinknahrung, Sondennahrung und/oder Nährstoffinfusionen nach einem Stufenschema. Ziel ist es, einer Mangelernährung entgegenzuwirken, Abbau von Muskelmasse zu verringern, Leistungsfähigkeit, Beweglichkeit und Lebensqualität zu erhalten. Eine Mangelernährung ist ein häufiger Grund für eine geringere Verträglichkeit der Therapie und eine erhöhte Sterblichkeit. Eine richtige Ernährung kann also helfen, die Erkrankung besser zu überstehen und die Lebensqualität und die Prognose zu verbessern. Die Nährstoffbedarfe ändern sich unter der Erkrankung und der Behandlung. Proteinhaltige und hochkalorische Nahrungsmittel stehen nun im Vordergrund. Essen Sie gehaltvoll (Sahne, Butter, Öle, Nussmuse, etc.), würzen Sie herzhaft, nutzen Sie große Teller, lösen Sie sich von Konventionen. Ernährung ist immer individuell. Bitte sprechen Sie die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln unbedingt mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin ab.
Therapiebedingte Beschwerden wie Appetitverlust, Übelkeit und Erbrechen, Geschmacksstörungen oder auch Schleimhautentzündungen beeinflussen unser Essverhalten.
Appetitverlust:
Übelkeit und Erbrechen:
Geschmacksstörungen:
Schleimhautentzündungen:
Ernährung nach Krebs
Es stellt sich die Frage, ob sich Rückfällen vorbeugen lässt? In dieser Phase gilt es wieder, sowohl ein Übergewicht, als auch ein zu geringes Körpergewicht zu vermeiden. Neben der Ernährung ist auch ein ausreichendes Maß an Bewegung sinnvoll. Lassen Sie sich nicht zu einseitigen Diäten hinreißen, sondern ernähren Sie sich abwechslungsreich und vielseitig. Sollte sich die Frage nach Nahrungsergänzungsmitteln stellen, dann nehmen Sie diese bitte nur bei nachgewiesenem Mangel und unter ärztlicher Aufsicht ein.
Genuss:
Bei allen den vielen Empfehlungen und Erkenntnissen möchten wir Sie bitten, nie den Genuss aus den Augen zu verlieren. Verbote helfen Ihnen nicht, selbst wenn sie noch so gut gemeint sind. Aus der Psycho-Onkologie weiß man um die Bedeutung eines genussvollen Lebensstils. Trotz allem. Ein schlechtes Gewissen schadet mehr, als ein genussvoller Moment.