Krankheitsbild:
Das Lungenkarzinom ist bei Frauen der dritt-, bei Männern der zweithäufigste maligne Tumor in den deutschsprachigen Ländern. Das mediane Erkrankungsalter liegt zwischen 68 und 70 Jahren. Hauptrisikofaktor ist Rauchen.
Screening asymptomatischer Risikopersonen mittels einer Niedrigdosis Computertomographie kann Lungenkarzinome in frühen Stadien erkennen und die Mortalität bei Rauchern und in noch größerem Ausmaß bei Raucherinnen senken, ist aber in den deutschsprachigen Ländern bisher noch nicht als Früherkennungsprogramm implementiert.
Das Lungenkarzinom ist ein Paradebeispiel für die Entwicklung der modernen Onkologie. Noch bis vor kurzem in zwei wesentlichen Diagnosen (kleinzelliges und nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom) zusammengefasst, wird das Lungenkarzinom heute in zahlreiche, biologisch unterschiedliche Entitäten mit eigenen Behandlungskonzepten eingeteilt. Die Prognose der Patient*innen wird u. a. vom Stadium, dem Genotyp, der Histologie, dem Geschlecht, dem Allgemeinzustand und der Komorbidität bestimmt.
Bei ca. 80% aller Lungenkrebsfälle handelt es sich um nicht-kleinzellige Lungenkarzinome und bei 17-20% um kleinzellige Karzinome. Jährlich werden derzeit ungefähr 36.000 Neuerkrankungsfälle bei Männern und 21.000 Neuerkrankungsfälle bei Frauen in Deutschland diagnostiziert.
Risikofaktoren:
erworben, exogen
genetisch, endogen
Als Berufskrankheit ist Lungenkrebs in Deutschland bei beruflicher Exposition durch Arsen, Beryllium, Cadmium, Chrom, Kokerei-Rohgase, Nickel, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Siliziumdioxid [7], und durch Passivrauchen anerkannt.
Prävention:
Der erhöhte Konsum von Obst und Gemüse reduziert das Risiko für Lungenkrebs, besonders bei Rauchern. Da die Prognose des Lungenkarzinoms stadienabhängig und in den Frühstadien eine kurative Lokaltherapie möglich ist, ist die Rationale für eine Früherkennung gegeben.
Symptome und Beschwerden:
Diagnostik:
Therapie:
Die Therapie bei dem nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom erfolgt stadienadaptiert:
Stadium I A:
Stadium IB:
Stadium IIA/B:
Stadium III A: individuelle Therapieentscheidung
Stadium III B:
Stadium IIIC:
Stadium IV
Die konkrete Therapieentscheidung wird im Rahmen einer Tumorkonferenz (Tumorboard) getroffen.
Nachsorge:
Ziele der Nachsorge sind die frühzeitige Diagnose eines Rezidivs mit dem Ziel der Verlängerung der Überlebenszeit / Erhöhung der Heilungschance, die Erkennung von Nebenwirkungen der Therapie und Vorsorge. Nach kurativer Therapie ist Ziel der Nachsorge auch die frühzeitige Diagnostik eines Zweittumors. Bei einigen Patient*innen mit Rezidiv oder einem Zweitkarzinom besteht ein kuratives Potenzial. Bei diesen Patient*innen kann das Nachsorgeintervall auf 6–8 Wochen verkürzt werden.
3-monatige Kontrolluntersuchungen (Anamnese, körperliche Untersuchung, CT nach Strahlentherapie) im ersten Jahr, dann einmal jährlich
Operation, Strahlentherapie, medikamentöse Tumortherapie und Komorbidität können bei Patient*innen mit Nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom zu Therapiefolgestörungen unterschiedlichen Schwergrades führen. Sie können durch gezielte rehabilitative Maßnahmen im somatischen und psychosozialen Bereich gelindert werden.
Die Aufnahme kann im Rahmen einer Anschlussheilbehandlung nach Abschluss der Therapie (Operation, evtl. Chemotherapie und Bestrahlung) erfolgen – den Antrag stellt in der Regel der Sozialdienst der vorbehandelnden Klinik, der Onkologe oder der Radiologe – als Rehabilitations-Maßnahme, stationäre Weiterbehandlung oder im Rahmen eines stationär palliativen Aufenthaltes. Es kann im Rahmen des Aufenthaltes in der Habichtswaldklinik eine Chemotherapie begonnen bzw. fortgesetzt werden. Unser Behandlungskonzept verfolgt einen ganzheitlichen Weg, d.h. Körper, Geist und Seele werden gleichermaßen angesprochen und unterstützt. Die Konfrontation mit der Krebsdiagnose, die Erfahrungen während der Therapie, die Zweifel und Ängste sind genauso zu berücksichtigen wie körperliche Beschwerden als Folge der Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie. So soll durch unsere Behandlungsangebote eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität erreicht werden. Viele Therapieangebote aus der Ganzheitsmedizin zielen nicht direkt auf die Zerstörung von Tumorzellen, sondern stärken die körpereigenen Kräfte und fördern die Gesundung.
Komplementäre Therapien können indikationsbezogen zum Einsatz kommen (z.B. naturheilkundliche Behandlungen wie Phytotherapie, Enzyme, Akupunktur). Therapienebenwirkungen können durch begleitende, unterstützende Therapien gemindert werden. Gerade der Wunsch nach naturheilkundlicher Behandlung kann auch verunsichern, da es so viele Vorschläge und Angebote zur Behandlung gibt. Hier ist der Patient oftmals überfordert, die Wirkweise zu überblicken. Deshalb beraten wir Sie seriös über Möglichkeiten und Grenzen dieser Verfahren.
Unsere Therapiekonzepte sind individuell gestaltet. Sie zielen nicht nur auf Zerstörung des Tumors ab, sondern stärken körpereigene Kräfte und fördern Gesundung (Salutogenese).
Ein dosiertes Bewegungstraining und Förderung der Muskelkraft durch angepasstes Krafttraining wirken sich positiv auf die Atmung aus. Es kommen aus dem Bereich der Krankengymnastik, konditionsbildende und muskelkräftigende Trainingstherapien zum Einsatz. Sport und Bewegung mit einem ausgewogenen Trainingsprogramm können zur Besserung des Fatigue-Syndroms beitragen. Studien belegen, dass Sport und Bewegung bei vielen Tumorarten das Rezidiv-Risiko vermindern kann.
Aus dem Bereich der Physiotherapie/Massage können neben klassischen Verfahren auch Reflexzonenbehandlungen (Fußreflexzonenmassage, Akupunkt-Massage nach Penzel) zur Funktionsverbesserung zum Einsatz kommen. Anwendungen wie Bewegungsbäder in der angegliederten Kurhessentherme oder Kneipp-Therapien und stoffwechselaktivierende Wasseranwendungen verbessern die Regulation und tragen zur Verbesserung des Befindens bei.
Die Ernährung ist ein wesentlicher Bestandteil einer ganzheitlichen Therapie. Es gibt keine gezielte Krebsdiät, die den Tumor beseitigen könnte, aber durch eine gesunde Ernährung kann viel zur Stärkung des Körpers beigetragen werden. Dabei muss die Krankheitsgeschichte des Patienten berücksichtigt werden. Deshalb bieten wir verschiedene Formen einer vollwertigen Ernährung und Vitalkost (ausgewogenen Form der Makrobiotik), aber auch alle medizinisch erforderlichen Diäten an. Darüber hinaus können Patienten in unserem Haus die ayurvedische Ernährung kennen lernen. Die Ernährungsberater bieten regelmäßige Vorträge zu den unterschiedlichen Kostformen an, bei Bedarf erfolgt eine individuelle Ernährungsberatung.
Ein Schwerpunkt unserer Arbeit besteht in der psychoonkologischen Betreuung. Diese gestaltet sich individuell nach den Bedürfnissen und Zielen des Patienten. Strategien zum Umgang mit der Erkrankung und bestehenden Ängsten, Verbesserung der Selbstfürsorge, Achtsamkeit und verbessertes Stressmanagement stehen dabei im Vordergrund. Neben Einzelgesprächen werden Gruppengespräche, Simonton-Visualisierungsübungen,
Ausdrucksmalen und Kunsttherapie angeboten. Zur Besserung des Fatigue-Syndroms führen wir ein spezielles Training zur Förderung von Konzentration- und Koordination durch (Mentale Fitness). Verschiedene Entspannungsverfahren wie Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen (PMR), Tai-Chi, Yoga und Atemtherapie werden angeboten.
Bei der Diagnose Krebs taucht bei vielen Patienten die Frage nach dem Sinn auf. Hier bietet unsere Klinik einzigartige Möglichkeiten, auf freiwilliger Basis verschiedene Angebote zu nutzen, um sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Hierzu gehören vorbereitend Entspannungsverfahren und ein nicht konfessionell gebundenes spirituelles Angebot.
Zur Wiedererlangung der eigenen Kräfte und Freude am eigenen Schaffen bieten wir zur freiwilligen Teilnahme ein kreatives Angebot.
Patienten, die mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen in unser Haus kommen, werden umfassend und vertrauensvoll über das Für und Wider jedes Behandlungsschrittes sorgfältig in Gesprächen zwischen Arzt und Patient aufgeklärt.
Die Behandlung von Schmerzen ist vorrangiges Ziel einer interdisziplinären Arbeitsgruppe von Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten und Psychoonkologen, insbesondere Narbenschmerzen der Tumoroperation werden beachtet und behandelt.
Wir beraten und unterstützen Sie in sozialmedizinischen Fragestellungen wie z. B. berufliche Wiedereingliederung, Informationen zum Schwerbehindertenrecht oder Planung der ambulanten häuslichen Versorgung (Hilfsmittel, Pflege).