Kolonkarzinom

Kolonkarzinom

Kolonkarzinom

Krankheitsbild:

Das kolorektale Karzinom ist bei Frauen der zweit- und bei Männern der dritthäufigste maligne Tumor in den deutschsprachigen Ländern. Das mittlere Erkrankungsalter liegt zwischen 70-75 Jahren. Personen mit genetischer Belastung können schon im frühen Erwachsenenalter erkranken.

Für die Früherkennung stehen nichtinvasive Untersuchungsverfahren auf Blut im Stuhl als Trigger für die Durchführung einer endoskopischen Untersuchung oder die direkte Durchführung einer flexiblen endoskopischen Untersuchung des Dickdarms zur Verfügung. Beide Verfahren senken die krebsspezifische Mortalität. In Deutschland wird die Vorsorge Koloskopie (ab dem 50. Lebensjahr) bevorzugt empfohlen.

Die Prognose von Patient*innen mit Kolonkarzinom ist abhängig vom Krankheitsstadium bei Erstdiagnose und weiteren biologischen Risikofaktoren. Die Therapie orientiert sich an den Tumorstadien. Bei lokal begrenztem Kolonkarzinom in den Stadien I-III steht die Operation an erster Stelle. Im Stadium III und in Subgruppen des Stadiums II senkt eine adjuvante Chemotherapie das Rückfallrisiko.

Histologisch liegt bei über 95 % der Patient*innen ein Adenokarzinom vor. Andere seltene Tumoren im Kolon sind neuroendokrine Tumoren, Lymphome, Sarkome oder Plattenepithelkarzinome.

Jährlich werden knapp 40.000 Neuerkrankungsfälle mit einer bösartigen Neubildung des Kolons in Deutschland diagnostiziert (Männer: 20.000, Frauen 18.500), jährlich versterben etwa ca. 16.000 an Darmkrebs [3]. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei Männern bei 74 Jahren und bei Frauen bei 77 Jahren.

Risikofaktoren:

  • definierte genetische Krankheitsbilder (etwa 3% der Neuerkrankungen)
  • Erkrankung bei einem oder mehreren Verwandten ersten Grades vor dem 50. Lebensjahr
  • kolorektale Adenome als Vorläufer sporadischer Karzinome (Adenom-Karzinom-Sequenz)
  • chronisch entzündliche Darmerkrankungen: Colitis ulcerosa; Morbus Crohn
  • toxisch: hoher Alkoholkonsum; Rauchen
  • Ernährung: ballaststoffarm; fettreich, hoher Anteil an rotem Fleisch und verarbeiteten
    Wurstwaren; geringer Anteil an Gemüse
  • Lebensstil: Adipositas; Bewegungsmangel

Vorbeugung:

  • Abtragung von Adenomen
  • Früherkennungsmaßnahmen (Screening)
  • Lebensgewohnheiten: Gewichtsreduktion bei übergewichtigen Personen; regelmäßige,
    körperliche Bewegung; Verzicht auf exzessiven Alkoholkonsum; Verzicht auf Tabakkonsum
  • Ernährung: ballaststoffreich (30 g/Tag); reich an Folsäure, Kalzium und Vitamin B6;
    vermehrter Konsum von Obst und Gemüse; rotes bzw. verarbeitetes Fleisch nicht täglich

Symptome und Beschwerden:

Lokale Symptome:

  • Blut im Stuhl
  • Änderungen der Stuhlgewohnheiten
  • Schmerzen, Krämpfe
  • leus

Allgemeinsymptome:

  • ungewollte Gewichtsabnahme
  • Leistungsknick
  • Symptome der Anämie
  • paraneoplastische Syndrome

Diagnostik:

  • digitale rektale Untersuchung
  • Koloskopie mit Probeentnahme
  • Ultraschall Abdomen
  • CT Abdomen oder MRT Abdomen
  • Röntgen Thorax in 2 Ebenen
  • CT Thorax
  • Tumormarkerbestimmung (CEA)

Therapie:

  • Operative Therapie des Primärtumors; der isolierten Lebermetastasen oder eines
    Lokalrezidivs
  • Chemotherapie: adjuvant in Stadium III mit FOLFOX (24 Wochen), Capecitabin/Oxaliplatin
    (CapeOx) 12 oder 24 Wochen; Capecitabin (24 Wochen)

Bei metastasierter Erkrankung anhand vom Fitness der Patienten und Resektabilität vom Rezidivtumor u./o. der Metastasen wird eine intensive Chemotherapie ausgewählt, denn je besser die Remission, desto wahrscheinlicher ist die eine anschließende Operation. Hier kommen neben den klassischen Zytostatika auch verschiedene gezielte Therapien mit Antikörpern je nach Mutationsstatus und Tumorlokalisation.

Bei unfitten Patient*innen 5-FU oder Capecitabin allein oder in Kombination mit Bevacizumab. Alle 2-3 Monate sollte der Therapieerfolg überprüft werden

  • Therapie isolierter Lebermetastasen: regionale Chemotherapie, thermische Ablation, Strahlentherapie, Resektion.

Nachsorge:

  • Anamnese, körperliche Untersuchung, Stomakontrolle, Ultraschall der Leber und Tumormarkerkontrolle (CEA), ggf. PET-CT zur Lokalisation des Rezidivs bei unklarer Tumormarkererhöhung.
  • alle Patient*innen sollten nach der Operation innerhalb von 6 Monaten eine komplette Koloskopie erhalten, falls diese nicht schon vor der Operation erfolgen konnte (z.B. Notfall Operation oder kritische Darmverengung). Zweite Untersuchung ist nach 3 Jahren indiziert, anschließend alle 5 Jahren. Bei erneuten Polypen alle 1-2 Jahre.

Ihre Behandlung in der Habichtswald Reha-Klinik

Die Aufnahme kann im Rahmen einer Anschlussheilbehandlung nach Abschluss der Therapie (Operation, evtl. Chemotherapie und Bestrahlung) erfolgen –den Antrag stellt in der Regel der Sozialdienst der behandelnden Klinik, der Onkologe oder der Radiologe, als Reha-Maßnahme, stationäre Weiterbehandlung oder im Rahmen eines stationär palliativen Aufenthaltes. Es kann im Rahmen des Aufenthaltes in der Habichtswaldklinik eine Chemotherapie begonnen bzw. fortgesetzt werden. Unser Behandlungskonzept verfolgt einen ganzheitlichen Weg, d.h. Körper, Geist und Seele werden gleichermaßen angesprochen und unterstützt. Die Konfrontation mit der Krebsdiagnose, die Erfahrungen während der Therapie, die Zweifel und Ängste sind genauso zu berücksichtigen wie körperliche Beschwerden als Folge der Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie. So soll durch unsere Behandlungsangebote eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität erreicht werden. Viele Therapieangebote aus der Ganzheitsmedizin zielen nicht direkt auf die Zerstörung von Tumorzellen, sondern stärken die körpereigenen Kräfte und fördern die Gesundung.

Das durch die vorausgegangenen Therapien geschwächte Immunsystem soll gezielt gestärkt werden, auch hier kommen parallel verschiedene Verfahren zur Anwendung aus dem Bereich der Psychoonkologie, Krankengymnastik und Massage, ergänzt durch gesunde vollwertige Ernährung.

Hierbei setzen wir komplementär (=ergänzend zu schulmedizinischen Therapien) gezielt nahrungsergänzende Stoffe ein, z.B. Selen und pflanzliche Enzyme bei Schwellungszuständen nach Operation oder Bestrahlung. In Studien konnte beispielsweise durch die Gabe von Calcium und Vitamin D die Rückfallquote nach Darmkrebs gesenkt werden.

Begleitend werden bei Schwellungszuständen Lymphdrainagen durchgeführt, es werden spezielle krankengymnastische Übungen zur Unterstützung des Lymphabflusses erlernt, auch Reflexzonenmassagen können unterstützend eingesetzt werden. Sehr gute Erfahrung machen wir mit der Anlage von Lymphtapes.

Nach der (End-)Darmoperation kann es vorübergehend zu Schwierigkeiten kommen, den Stuhl zu halten (Inkontinenz). Hier ist ein gezieltes Beckenbodentraining durch die Physiotherapeuten hilfreich.

Als Folge einer notwendigen Bestrahlung kann es auch zu Schädigungen der im Strahlenfeld liegenden Organe wie Darm – insbesondere der Enddarm -der Harnleiter und der Harnblase kommen. Hier ist bei Auftreten von Durchfällen eine diätetische Behandlung sinnvoll neben der Gabe von krampflösenden und den Stuhl andickenden Medikamenten. Wenn der Enddarm betroffen ist, werden entzündungshemmende Medikamente, z.B. als Zäpfchen oder Einläufe eingesetzt.

Wenn vorübergehend oder dauerhaft eine Ableitung von Stuhlgang über ein sogenanntes Stoma erforderlich wurde, unterstützen sie die Stomatherapeuten der Pflege im Erlernen der Handhabung, vermitteln Ihnen so ein sicheres und entspanntes Umgehen mit dem künstlichen Stuhlausgang. So kann ein allmähliches Akzeptieren der durch die Therapie bedingten Körperveränderung entstehen.

Das Thema Sexualität und Krebs ist uns wichtig. Gerade bei Anlage eines Stomas sind viele Patienten sehr verunsichert und meinen, sich so einem Partner nicht zumuten zu können. Im vertrauensvollen Gespräch mit ihren Ärztinnen/ihrem Arzt sowie mit den Psychotherapeutinnen können viele Fragen geklärt werden und Mut gemacht werden zu einem befriedigenden Sexualleben. Bei Operationen des Enddarms kann es zu Störungen der Nerven kommen, die für eine Erektion erforderlich sind. Hier können im Gespräch Hilfen aufgezeigt werden.

Die Ernährung ist ein wesentlicher Bestandteil einer ganzheitlichen Therapie. Es gibt keine gezielte Krebsdiät, die den Tumor beseitigen könnte, aber durch eine gesunde Ernährung kann gerade beim Darmkrebs viel zur Stärkung des Körpers sowie zur Vorbeugung von Rückfällen beitragen.

Das Erreichen eines Normalgewichts ist ein Schutzfaktor, der für viele nur schwer erreichbar ist. Hier bieten die Ernährungsberater eine sehr hilfreiche ernährungspsychologisch fundierte Beratung an. Dabei muss die Krankheitsgeschichte des Patienten berücksichtigt werden. Die Ernährungsberater bieten regelmäßige Vorträge zu den unterschiedlichen Kostformen an, oft ist bei speziellen Problemen eine individuelle Ernährungsberatung erforderlich. Wir bieten verschiedene Formen einer vollwertigen Ernährung und Vitalkost (ausgewogenen Form der Makrobiotik) aber auch alle medizinisch erforderlichen Diäten an. Darüber hinaus können Patienten in unserem Haus die ayurvedische Ernährung kennen lernen, die allerdings stärker gewürzt ist, somit nicht für alle Darmkrebs-Patienten geeignet ist.

Chemotherapeutika wie Oxaliplatin, die bei Darmkrebs eingesetzt werden, können zu einer Chemotherapie-induzierten Polyneuropathie führen. Diese bildet sich oft nur zögerlich zurück, was zu Schmerzen und alltagsrelevanten Einschränkungen führen kann. Elektrotherapieführt zu gesteigerter Erregbarkeit der betroffenen Nerven durch zelluläre Elektrolytverschiebung. Eingesetzt werden TENS, Reizstromtherapie und eine speziell entwickelte Form der Iontophorese. Physiotherapie zur Behandlung von Koordinationsproblemen, Verbesserung der Stand-und Gangsicherheit, Erlernen von Übungen für zu Hause. Das Rauchen zählt zu den Risikofaktoren des Darmkrebses. Wir raten den Patienten zu einer Raucherentwöhnung, zu der in unserem Haus ein durch Akupunktur unterstütztes Angebot besteht. Da Bewegungsarmut ebenfalls ein Risikofaktor für Darmkrebs ist, unterstützen sie die Physiotherapeuten gezielt bei der Wiederaufnahme sportlicher Betätigung. Im Rahmen der Tumorbehandlung leiden viele Patienten unter einem Fatigue Syndrom, d.h. einer Müdigkeit, Antriebslosigkeit, die nicht durch vorausgegangene Betätigungen erklärt werden kann. Hier ist neben Informationsvermittlung eine gut angeleitete Bewegungstherapie, evtl. ergänzt durch komplementäre Gabe von Rosenwurz sowie eine psychoonkologische Begleitung hilfreich. Bei der Diagnose Krebs taucht bei vielen Patienten die Frage nach dem Sinn auf. Hier bietet unsere Klinik einzigartige Möglichkeiten, auf freiwilliger Basis verschiedene Angebote zu nutzen, um sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Hierzu gehören vorbereitend Entspannungsverfahren und ein nicht konfessionell gebundenes spirituelles Angebot. Zur Wiedererlangung der eigenen Kräfte und Freude am eigenen Schaffen bieten wir zur freiwilligen Teilnahme ein kreatives Angebot. Für Fragen einer beruflichen Wiedereingliederung, über Nachteilsausgleich bei Schwerbehinderten oder bezüglich weiterer Versorgung am Heimatort stehen Ihnen unsere Sozialberater zur Verfügung. Patienten, die mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen in unser Haus kommen, werden umfassend und vertrauensvoll über das Für und Wider jedes Behandlungsschrittes sorgfältig in Gesprächen zwischen Arzt und Patient aufgeklärt. Die Behandlung von Schmerzen ist vorrangiges Ziel einer interdisziplinären Arbeitsgruppe von Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten und Psychoonkologen.