Krankheitsbild:
Das Lungenkarzinom ist bei Frauen der dritt-, bei Männern der zweithäufigste maligne Tumor in den deutschsprachigen Ländern. Das mediane Erkrankungsalter liegt zwischen 68 und 70 Jahren. Kleinzellige Lungenkarzinome (SCLC – Small Cell Lung Cancer) machen etwa 12- 15% der Lungenkarzinome aus. In Deutschland erkranken jährlich ca. 7.000 – 8.000 Personen. Die Erkrankung ist charakterisiert durch eine hohe Zellteilungsrate und rasche Wachstumsprogredienz. Diese biologischen Attribute begründen die hohe Sensibilität des Tumors gegenüber Chemo- und Strahlentherapie. Andererseits führen sie auch zu einer frühzeitigen Disseminierung und hohen Rezidivraten. In den Stadien I – III (Very Limited Disease, Limited Disease) besteht ein kurativer Therapieanspruch. Die Therapie ist multimodal mit Einbeziehung von Operation, medikamentöser Tumortherapie und Bestrahlung.
Risikofaktoren:
Hauptrisikofaktor ist das Rauchen
Prävention:
Das Vermeiden von Rauchen ist die entscheidende Präventionsmaßnahme. Der erhöhte Konsum von Obst und Gemüse reduziert das Risiko für Lungenkrebs, besonders bei Rauchern. Für das kleinzellige Lungenkarzinom gibt es in Europa keine anerkannte Früherkennung im Sinne von nationalen Screeningprogrammen.
Symptome und Beschwerden:
Typisch sind die Entstehung in den zentralen Atemwegen und die kurze Anamnese mit tumorbedingten Symptomen wie Dyspnoe, Husten oder Zeichen der oberen Einflussstauung (Weichteilschwellung). Eine Besonderheit des kleinzelligen Lungenkarzinoms ist das häufige Auftreten paraneoplastischer Syndrome, am häufigsten mit endokrinen Krankheitsbildern (z.B. niedriger Natriumspiegel; hoher Calciumspiegel: Schwäche der Muskulatur mit Sprachstörung, Schluckstörungen und proximalen Extremitätenparesen wie bei Lambert-Eaton Syndrom.
Diagnostik:
Therapie:
Bei sehr limitierter Tumorerkrankung Stadium I-II
Bei limitierter Tumorerkrankung Stadium III
Strahlen-Chemotherapie (4-6 Zyklen Cisplatin/Etoposid) mit simultaner Radiotherapie, gefolgt von prophylaktischer Schädelbestrahlung
Bei Stadium IV (Extensive Disease)
Nachsorge:
Ziele der Nachsorge sind die frühzeitige Diagnose eines Rezidivs mit dem Ziel der Verlängerung der Überlebenszeit, die frühzeitige Diagnostik einer Zweitneoplasie, die Erkennung von Nebenwirkungen der Therapie und Vorsorge. Dies betrifft Patienten in den lokalisierten Stadien.
Die Aufnahme kann im Rahmen einer Anschlussheilbehandlung nach Abschluss der Therapie (Operation, evtl. Chemotherapie und Bestrahlung) erfolgen – den Antrag stellt in der Regel der Sozialdienst der vorbehandelnden Klinik, der Onkologe oder der Radiologe - als Rehabilitations-Maßnahme, stationäre Weiterbehandlung oder im Rahmen eines stationär palliativen Aufenthaltes. Es kann im Rahmen des Aufenthaltes in der Habichtswaldklinik eine Chemotherapie begonnen bzw. fortgesetzt werden. Unser Behandlungskonzept verfolgt einen ganzheitlichen Weg, d.h. Körper, Geist und Seele werden gleichermaßen angesprochen und unterstützt. Die Konfrontation mit der Krebsdiagnose, die Erfahrungen während der Therapie, die Zweifel und Ängste sind genau so zu berücksichtigen wie körperliche Beschwerden als Folge der Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie. So soll durch unsere Behandlungsangebote eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität erreicht werden. Viele Therapieangebote aus der Ganzheitsmedizin zielen nicht direkt auf die Zerstörung von Tumorzellen, sondern stärken die körpereigenen Kräfte und fördern die Gesundung.
Komplementäre Therapien können indikationsbezogen zum Einsatz kommen (z.B. naturheilkundliche Behandlungen wie Phytotherapie, Enzyme, Akupunktur). Therapienebenwirkungen können durch begleitende unterstützende Therapien gemindert werden. Gerade der Wunsch nach naturheilkundlicher Behandlung kann auch verunsichern, da es so viele Vorschläge und Angebote zur Behandlung gibt. Hier ist der Patient oftmals überfordert, die Wirkweise zu überblicken. Deshalb beraten wir Sie seriös über Möglichkeiten und Grenzen dieser Verfahren.
Unsere Therapiekonzepte sind individuell gestaltet. Sie zielen nicht nur auf Zerstörung des Tumors ab, sondern stärken körpereigene Kräfte und fördern Gesundung (Salutogenese). Ein dosiertes Bewegungstraining und Förderung der Muskelkraft durch angepasstes Krafttraining wirken sich positiv auf die Atmung aus. Es kommen aus dem Bereich der Krankengymnastik konditionsbildende und muskelkräftigende Trainingstherapien zum Einsatz. Sport und Bewegung mit einem ausgewogenen Trainingsprogramm können zur Besserung des Fatigue-Syndroms beitragen. Studien belegen, dass Sport und Bewegung bei vielen Tumorarten das Rezidiv-Risiko vermindern kann. Aus dem Bereich der Physiotherapie/Massage können neben klassischen Verfahren auch Reflexzonenbehandlungen (Fußreflexzonenmassage, Akupunkt-Massage nach Penzel) zur Funktionsverbesserung zum Einsatz kommen. Anwendungen wie Bewegungsbäder in der angegliederten Kurhessentherme oder Kneipp-Therapien und stoffwechselaktivierende Wasseranwendungen verbessern die Regulation und tragen zur Verbesserung des Befindens bei.
Die Ernährung ist ein wesentlicher Bestandteil einer ganzheitlichen Therapie. Es gibt keine gezielte Krebsdiät, die den Tumor beseitigen könnte, aber durch eine gesunde Ernährung kann viel zur Stärkung des Körpers beigetragen werden. Dabei muss die Krankheitsgeschichte des Patienten berücksichtigt werden. Deshalb bieten wir verschiedene Formen einer vollwertigen Ernährung und Vitalkost (ausgewogenen Form der Makrobiotik) aber auch alle medizinisch erforderlichen Diäten an. Darüber hinaus können Patienten in unserem Haus die ayurvedische Ernährung kennen lernen. Die Ernährungsberater bieten regelmäßige Vorträge zu den unterschiedlichen Kostformen an, bei Bedarf erfolgt eine individuelle Ernährungsberatung.
Ein Schwerpunkt unserer Arbeit besteht in der psychoonkologischen Betreuung. Diese gestaltet sich individuell nach den Bedürfnissen und Zielen des Patienten. Strategien zum Umgang mit der Erkrankung und bestehenden Ängsten, Verbesserung der Selbstfürsorge, Achtsamkeit und verbessertes Stressmanagement stehen dabei im Vordergrund. Neben Einzelgesprächen werden Gruppengespräche, Simonton-Visualisierungsübungen, Ausdrucksmalen und Kunsttherapie angeboten. Zur Besserung des Fatigue- Syndroms führen wir ein spezielles Training zur Förderung von Konzentration- und Koordination durch (Mentale Fitness). Verschiedene Entspannungsverfahren wie Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen (PMR), Tai-Chi, Yoga und Atemtherapie werden angeboten.
Bei der Diagnose Krebs taucht bei vielen Patienten die Frage nach dem Sinn auf. Hier bietet unsere Klinik einzigartige Möglichkeiten, auf freiwilliger Basis verschiedene Angebote zu nutzen, um sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Hierzu gehören vorbereitend Entspannungsverfahren und ein nicht konfessionell gebundenes spirituelles Angebot. Zur Wiedererlangung der eigenen Kräfte und Freude am eigenen Schaffen bieten wir zur freiwilligen Teilnahme ein kreatives Angebot.
Patienten, die mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen in unser Haus kommen, werden umfassend und vertrauensvoll über das Für und Wider jedes Behandlungsschrittes sorgfältig in Gesprächen zwischen Arzt und Patient aufgeklärt.
Die Behandlung von Schmerzen ist vorrangiges Ziel einer interdisziplinären Arbeitsgruppe von Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten und Psychoonkologen, insbesondere Narbenschmerzen nach Eröffnung des Brustraumes im Rahmen der Tumoroperation werden beachtet und behandelt.
Wir beraten und unterstützen Sie in sozialmedizinischen Fragestellungen wie z.B. berufliche Wiedereingliederung, Informationen zum Schwerbehindertenrecht oder Planung der ambulanten häuslichen Versorgung (Hilfsmittel, Pflege).