Hirntumore sind seltene Erkrankungen (ca. 2 % aller Krebserkrankungen), bei Kindern treten sie vergleichsweise häufiger auf. Weitaus häufiger als Hirntumoren im engeren Sinn (diese haben ihren Ursprung in Geweben des Gehirns, umgebenden Hirnhäuten und in Hirnnerven) gibt es Absiedlungen (Metastasen) anderer bösartigen Tumoren wie Brustkrebs, Lungenkrebs u. a.
Je nach Sitz der Tumoren gibt es eine Vielzahl von Beschwerden oder Symptomen, die Anlass zu einer weiterführenden Diagnostik geben. Dadurch, dass die Schädelknochen das Gehirn fest umgeben und ein Ausweichen gesunder Zellen unmöglich machen, können sich Hirndruckzeichen entwickeln. Die Patienten klagen über Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen – beides besonders nachts und morgens, es kann sich das Bewusstsein eintrüben, der Puls sich verlangsamen. Häufiger führen epileptische Anfälle, Taubheitsgefühl in einer Körperhälfte oder in einzelnen Gliedmaßen, Muskelschwäche oder Lähmung, Schwindel, Sprech- und Sprachstörungen und Sehstörungen die Patienten zum Arzt. Manchmal fallen Angehörigen oder Freunden Wesensveränderungen auf oder eine zunehmende Vergesslichkeit oder Desorientiertheit.
Zur Diagnostik werden neben der neurologischen Untersuchung bildgebende Verfahren wie Kernspin (MRT), seltener Computertomografie (CT) oder ein PET-CT eingesetzt. Da es sehr unterschiedliche Typen von Hirntumoren gibt, ist eine Gewebeuntersuchung zur Festlegung der Therapie von entscheidender Bedeutung. Diese wird meist mittels stereotaktischer Tumorbiopsie gewonnen, einem gut steuerbaren Eingriff in der Neurochirurgie. Anhand des feingeweblichen Untersuchungsergebnisses werden Hirntumore nach der WHO Klassifikation in 4 Tumorgrade eingeteilt, wobei Grad 1 gutartige, langsam wachsende Tumore mit guter Prognose beinhaltet bis zu den sehr aggressiven, schnell wachsenden Tumoren des WHO-Grades 4. Oft entscheiden aber der Sitz des Tumors und seine Größe sowie seine Operabilität über die Prognose.
Als Therapiemöglichkeiten stehen neben der operativen Entfernung von Tumorgewebe (mit sehr unterschiedlichen neurochirurgischen Methoden) ergänzend oder primär Strahlen- und/oder Chemotherapie zur Verfügung. Die Fachgesellschaft Deutsche Gesellschaft für Neurologie und die Deutsche Krebsgesellschaft erstellen dazu Leitlinien der Behandlung, die regelmäßig aktualisiert werden.
Aktuelle Informationen zu Epidemiologie, Ursachen, Symptomen, Diagnostik, Pathologie, Stadien, Therapie (Operation, Chemotherapie, Antikörpertherapie, Rezidivtherapie) und Prognose entnehmen Sie bitte z. B. den aktuellen Informationen des DKFZ (Deutsches Krebsforschungszentrum) bzw. Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) – Onkopedia.
Die Aufnahme kann im Rahmen einer Anschlussheilbehandlung nach Abschluss der Therapie (Operation, evtl. Chemotherapie und Bestrahlung) erfolgen – den Antrag stellt in der Regel der Sozialdienst der vorbehandelnden Klinik, der Onkologe oder der Radiologe – als Rehabilitations-Maßnahme, stationäre Weiterbehandlung oder im Rahmen eines stationär palliativen Aufenthaltes. Es kann im Rahmen des Aufenthaltes in der Habichtswald-Klinik eine Chemotherapie begonnen bzw. fortgesetzt werden. Es besteht die Möglichkeit, eine Zweitmeinung zu vorgeschlagenen Therapien einzuholen. Bei Hirntumorerkrankten kann es gelegentlich sinnvoll sein, eine Rehabilitation in Begleitung eines Angehörigen durchzuführen. Das kann Sicherheit geben, wenn z. B. Orientierung schwerfällt oder Ängste wegen epileptischer Anfälle bestehen. Hierzu bestehen alle räumliche Voraussetzungen in unserem Haus. Angehörige können auf Wunsch auch in die ärztlichen Gespräche oder in die psychologische Betreuung eingeschlossen werden.
Unsere Behandlung verfolgt einen ganzheitlichen Weg, d. h. Körper, Geist und Seele werden gleichermaßen angesprochen und unterstützt.
Unsere Therapieangebote werden individuell besprochen und verordnet. Sie zielen nicht nur auf Zerstörung des Tumors ab, sondern stärken körpereigene Kräfte und fördern Gesundung (Salutogenese).
Ein dosiertes Bewegungstraining und Förderung der Muskelkraft durch angepasstes Krafttraining wirken sich positiv auf Gangbild und Motorik aus. Es kommen aus dem Bereich der Physiotherapie, konditionsbildende und muskelkräftigende Trainingstherapien zum Einsatz. Sport und Bewegung mit einem ausgewogenen Trainingsprogramm können zur Besserung des Fatigue-Syndroms beitragen. Studien belegen, dass Sport und Bewegung bei vielen Tumorarten das Rezidiv-Risiko vermindern kann. Aus dem Bereich der Physikalischen Therapie können neben klassischen Verfahren auch Reflexzonenbehandlungen zur Funktionsverbesserung zum Einsatz kommen. Anwendungen wie Bewegungsbäder in der angegliederten Kurhessentherme oder Kneipp-Therapien und stoffwechselaktivierende Wasseranwendungen verbessern die Regulation und tragen zur Verbesserung des Befindens bei. Voraussetzung für den Thermenbesuch ist aber Anfallsfreiheit und Gangsicherheit.
Die Ernährung ist ein wesentlicher Bestandteil einer ganzheitlichen Therapie. Es gibt keine gezielte Krebsdiät, die den Tumor beseitigen könnte, aber durch eine gesunde Ernährung kann viel zur Stärkung des Körpers beigetragen werden. Dabei muss die Krankheitsgeschichte des Patienten berücksichtigt werden. Deshalb bieten wir verschiedene Formen einer vollwertigen Ernährung und Vitalkost (ausgewogenen Form der Makrobiotik), aber auch alle medizinisch erforderlichen Diäten an. Darüber hinaus können Patienten in unserem Haus die ayurvedische Ernährung kennenlernen. Die Ernährungsberater bieten regelmäßige Vorträge zu den unterschiedlichen Kostformen an, bei Bedarf erfolgt eine individuelle Ernährungsberatung.
Ein Schwerpunkt unserer Arbeit besteht in der psychoonkologischen Betreuung. Diese gestaltet sich individuell nach den Bedürfnissen und Zielen des Patienten. Strategien zum Umgang mit der Erkrankung und bestehenden Ängsten, Verbesserung der Selbstfürsorge, Achtsamkeit und verbessertes Stressmanagement stehen dabei im Vordergrund. Neben Einzelgesprächen werden Gruppengespräche, Simonton-Visualisierungsübungen, Kunsttherapie und Waldbaden angeboten. Zur Besserung des FatigueSyndroms führen wir ein spezielles Training zur Förderung von Konzentration- und Koordination durch (Brain-Gym). Verschiedene Entspannungsverfahren wie Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen (PMR), Tai Chi, Yoga, Training und Übungen der Kraft werden angeboten.
Bei der Diagnose Krebs taucht bei vielen Patienten die Frage nach dem Sinn auf. Hier bietet unsere Klinik einzigartige Möglichkeiten, auf freiwilliger Basis verschiedene Angebote zu nutzen, um sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Hierzu gehören vorbereitend Entspannungsverfahren und ein nicht konfessionell gebundenes spirituelles Angebot.
Zur Wiedererlangung der eigenen Kräfte und Freude am eigenen Schaffen bieten wir zur freiwilligen Teilnahme ein kreatives Angebot.
Patienten, die mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen in unser Haus kommen, werden umfassend und vertrauensvoll über das Für und Wider jedes Behandlungsschrittes sorgfältig in Gesprächen zwischen Arzt und Patient aufgeklärt.
Die Behandlung von Schmerzen ist vorrangiges Ziel einer interdisziplinären Arbeitsgruppe von Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten und Psychoonkologen.
Wir beraten und unterstützen Sie in sozialmedizinischen Fragestellungen wie z. B. berufliche Wiedereingliederung, Informationen zum Schwerbehindertenrecht oder Planung der ambulanten häuslichen Versorgung (Hilfsmittel, Pflege, Umbaumaßnahmen).