Als Zervixkarzinom bezeichnet man einen Tumor, der vom Gebärmutterhals ausgeht. Weltweit ist das Zervixkarzinom der zweithäufigste bösartige Tumor bei Frauen. In Deutschland sind die Erkrankungszahlen rückläufig, aber es erkranken immer noch ca. 6000 Frauen pro Jahr neu, meist im Alter von 40–50 Jahren, tendenziell sind immer mehr jüngere Frauen betroffen, was mit der früheren Aufnahme von Sexualkontakten erklärt wird. Häufig wird die Erkrankung verursacht durch eine persistierende, d. h. nicht ausgeheilte Infektion mit humanen Papilloma-Viren (HPV), auch Kondyloma-Viren genannt.
Diese können Feigwarzen im Genitalbereich hervorrufen. Besonders die Untertypen 16 und 18 scheinen die Fähigkeit zu besitzen, nach 10–20 Jahren über Vorstufen ein Zervixkarzinom auszulösen. Man geht davon aus, dass 2–8 % der HPV infizierten Frauen eine Krebsvorstufe oder ein Zervixkarzinom entwickeln.
Da die Infektion größtenteils bei den ersten Sexualkontakten übertragen wird, steht heute mit der vorbeugenden HPV-Impfung für junge Mädchen (wünschenswert auch für Jungen) vor den ersten Sexualkontakten ein sehr guter Schutz zur Verfügung, der in den nächsten Jahren zu einem Rückgang der Neuerkrankungen führen wird.
Auch die Früherkennungsuntersuchungen mit dem Kolposkop und dem sog. Vorsorgeabstrich von Gebärmuttermund (Portio) und Gebärmutterhalskanal (Zervixkanal) nach Papanicolaou, mittlerweile ergänzt um den Nachweis von HPV hat dazu geführt, dass die Erkrankung in früheren Stadien entdeckt wird und so weniger eingreifend behandelt werden muss. Damit werden auch die Vorstufen (sog. zervikale intraepitheliale Neoplasien oder CIN) entdeckt, entweder kontrolliert beobachtet oder behandelt, sodass eine Tumorerkrankung verhindert wird.
Als weiterer Risikofaktor für eine Zervixkarzinomerkrankung ist noch das Rauchen zu nennen, was bei Infektion mit den Hochrisiko-Papilloma Viren häufiger zu einer persistierenden Infektion mit dem Risiko der Krebs(vorstufen)entstehung führt.
Die Zervixkarzinome verursachen zunächst keine Schmerzen, können aber zu Schmierblutungen oder Kontaktblutungen nach Geschlechtsverkehr führen. Bei größeren Tumoren, die zu Geschwürbildung neigen, besteht ein fleischwasserfarbener, süßlich riechender Ausfluss.
Die Therapie wird gemäß der Leitlinie der AMWF (S3 Leitlinie 09/2014) durchgeführt. Die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) veröffentlicht zusätzlich Aktualisierungen: www.ago-online.de oder unter www.zervita.de.
Weiterführende Information finden Sie ebenfalls bei der Deutschen Krebshilfe im Internet unter www.krebshilfe.de sowie bei der Patienteninformation Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg unter www.dkfz.de oder www.krebsinformationsdienst.de.
Die Therapie des Gebärmutterhalskrebses umfasst je nach Stadium der Erkrankung eine Konisation, d. h. das Entfernen eines Gewebskegel aus dem Gebärmutterhals, bei etwas größeren Tumoren ist eine Entfernung der Gebärmutter erforderlich mit eventueller Entfernung der angrenzenden Gewebe wie Mutterbänder, manchmal auch der Eierstöcke sowie eine gezielte Entfernung der Lymphknoten im kleinen Becken, bei fortgeschrittenen Tumoren auch der neben der Hauptschlagader im Bauchraum liegenden (paraaortalen) Lymphknoten. Bei großen Tumoren, die bereits in die Lymphknoten gestreut haben, muss nach der Operation eine Bestrahlung des Beckens, oft in Kombination mit einer Chemotherapie durchgeführt werden, um das Risiko eines Wiederauftretens der Erkrankung zu verringern.
Unser Behandlungskonzept verfolgt einen ganzheitlichen Weg, d. h. Körper, Geist und Seele werden gleichermaßen angesprochen und unterstützt. Die Konfrontation mit der Krebsdiagnose, die Erfahrungen während der Therapie, die Zweifel und Ängste sind genauso zu berücksichtigen wie körperliche Beschwerden als Folge der Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie.
So soll durch unsere Behandlungsangebote eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität erreicht werden. Viele Therapieangebote aus der Ganzheitsmedizin zielen nicht direkt auf die Zerstörung von Tumorzellen, sondern stärken die körpereigenen Kräfte und fördern die Gesundung.
Hierbei setzen wir komplementär (=ergänzend zu schulmedizinischen Therapien) gezielt Nahrungsergänzende Stoffe ein, z. B. Selen und pflanzliche Enzyme bei Schwellungszuständen nach Operation oder Bestrahlung. Begleitend werden Lymphdrainagen durchgeführt, es werden spezielle krankengymnastische Übungen zur Unterstützung des Lymphabflusses erlernt, auch Reflexzonenmassagen können unterstützend eingesetzt werden.
Bei starken Lymphödemen kann eine Bandagierung notwendig sein oder die Anpassung eines Kompressionsstrumpfes. Sehr gute Erfahrung machen wir mit der Anlage von Lymphtapes. Zur Linderung von Hormonentzugserscheinungen nach Entfernen der Eierstöcke können pflanzliche Medikamente, spezielle Entspannungsverfahren oder Wasseranwendungen zum Einsatz kommen. Das durch die vorausgegangenen Therapien geschwächte Immunsystem soll gezielt gestärkt werden, auch hier kommen parallel verschiedene Verfahren zur Anwendung aus dem Bereich der Psychoonkologie, Krankengymnastik und Massage, ergänzt durch gesunde vollwertige Ernährung.
Das Thema Sexualität und Krebs ist uns wichtig. Im vertrauensvollen Gespräch mit ihren Ärztinnen/ihrem Arzt sowie mit den Psychotherapeutinnen können viele Fragen geklärt werden. Es können Tipps zum Umgang mit Schleimhauttrockenheit oder Verengung der Scheide nach Bestrahlung gegeben werden.
Als Folge einer notwendigen Bestrahlung kann es auch zu Schädigungen der im Strahlenfeld liegenden Organe wie Darm – insbesondere der Enddarm – der Harnleiter und der Harnblase kommen. Hier ist bei Auftreten von Durchfällen eine diätetische Behandlung sinnvoll, neben der Gabe von krampflösenden und den Stuhl andickenden Medikamenten. Wenn der Enddarm betroffen ist, werden entzündungshemmende Medikamente, z. B. als Zäpfchen oder Einläufe eingesetzt.
Bei strahlenbedingter Harnblasenentzündung kann es zu Blutungen kommen mit Entwicklung einer Blutarmut = Anämie, die ausgeglichen werden muss. Da diese Entzündungen sehr schmerzhaft sein können, ist eine gute Schmerztherapie wichtig. Bei zusätzlicher Entzündung durch Bakterien ist eine gezielte Antibiose erforderlich. Vorbeugend setzen wir z. B. auch Cranberry-Präparate ein.
Die Ernährung ist ein wesentlicher Bestandteil einer ganzheitlichen Therapie. Es gibt keine gezielte Krebsdiät, die den Tumor beseitigen könnte, aber durch eine gesunde Ernährung kann viel zur Stärkung des Körpers beigetragen werden. Dabei muss die Krankheitsgeschichte des Patienten berücksichtigt werden. Deshalb bieten wir verschiedene Formen einer vollwertigen Ernährung, aber auch alle medizinisch erforderlichen Diäten an. Darüber hinaus können Patienten in unserem Haus die ayurvedische Ernährung kennenlernen. Die Ernährungsberater bieten regelmäßige Vorträge zu den unterschiedlichen Kostformen an, bei Bedarf erfolgt eine individuelle Ernährungsberatung.
Im Rahmen der Tumorbehandlung leiden viele Patienten unter einem Fatigue Syndrom, d. h. einer Müdigkeit, Antriebslosigkeit, die nicht durch vorausgegangene Betätigungen erklärt werden kann. Hier sind neben Informationsvermittlung eine gut angeleitete Bewegungstherapie sowie eine psychoonkologische Begleitung hilfreich, evtl. ergänzt durch komplementäre Gabe von Carnitin sowie eines Rosenwurzpräparates.
Bei der Diagnose Krebs taucht bei vielen Patienten die Frage nach dem Sinn auf. Hier bietet unsere Klinik einzigartige Möglichkeiten, auf freiwilliger Basis verschiedene Angebote zu nutzen, um sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Hierzu gehören vorbereitend Entspannungsverfahren und ein nicht konfessionell gebundenes spirituelles Angebot.
Zur Wiedererlangung der eigenen Kräfte und Freude am eigenen Schaffen bieten wir zur freiwilligen Teilnahme ein kreatives Angebot.
Patienten, die mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen in unser Haus kommen, werden umfassend und vertrauensvoll über das Für und Wider jedes Behandlungsschrittes sorgfältig in Gesprächen zwischen Arzt und Patient aufgeklärt. Auch das Thema Nachsorge – was ist sinnvoll, wie oft und welche Untersuchungen werden eingesetzt – wird von uns angesprochen. Dies ist deshalb wichtig, um behandelbare Rezidive rasch zu erkennen.
Die Behandlung von Schmerzen ist vorrangiges Ziel einer interdisziplinären Arbeitsgruppe von Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten und Psychoonkologen.