Blasenkrebs

Blasenkrebs

Was ist Blasenkrebs (Harnblasenkarzinom)?

In Deutschland geht man beim Harnblasenkarzinom von ca. 16.000 Neuerkrankungen pro Jahr aus. Es tritt dreimal häufiger bei Männern auf.  Das hat auch mit den Risikofaktoren für diese Erkrankung zu tun – in der Hälfte der Fälle ist nämlich das Rauchen die Krebsauslösende Ursache, hier ziehen aber bedauerlicherweise die Frauen nach, sodass zunehmend auch mehr Frauen an Harnblasenkarzinomen erkranken. Andere Ursachen sind berufliche Belastung durch bestimmte Chemikalien (sog. Aromatische Amine), die früher hauptsächlich in der Leder-, Textil- und Farbstoffindustrie sowie in der Zahntechnik ohne Schutzmaßnahmen eingesetzt wurden. Da oft 20–30 Jahre vergehen bis dadurch eine Krebserkrankung entsteht, spielt diese Ursache auch heute noch bei den älteren Patienten eine Rolle. Manche Chemotherapeutika können zu Blasenkrebs führen, etwa Cyclophosphamid, weshalb dieses immer mit einem Blasenschutzmedikament verabreicht wird. Häufige Blasenentzündungen, insbesondere, wenn diese länger bestehen, erhöhen ebenfalls das Risiko einer Tumorentwicklung.

Im Durchschnitt sind die Patienten bei Feststellung der Krankheit 65–70 Jahre alt. Bei 70 % der Patienten liegen zum Zeitpunkt der Diagnose Krebsvorstufen (Carcinoma in situ) oder frühe Tumoren vor, die noch nicht über die Schleimhaut, welche die Harnblase auskleidet, hinausgewachsen sind. Hier kann heute in fast allen Fällen eine Heilung erreicht werden. Bei 30 % ist der Tumor bereits in die unter der Schleimhaut liegende Muskelschicht vorgewachsen oder hat bereits die umliegende Fettschicht oder benachbarte Organe durchsetzt; selten hat es bereits Fernmetastasen gegeben, also eine Streuung der Tumorzellen in entfernte Lymphknoten, Leber, Lunge, Knochen oder Gehirn.

Als Warnsymptom eines Harnblasenkrebses treten eine blutige Verfärbung des Urins, eine sogenannte (Makro-)Hämaturie, auf. Manchmal fällt auch nur das Vorhandensein weniger roter Blutkörperchen im Rahmen von Urin-Routineuntersuchungen auf (Mikro-Hämaturie). Eher selten führen Beschwerden beim Wasserlassen wie Brennen, verstärkter Harndrang mit häufigem Ablassen kleiner Urinmengen sowie Schmerzen im Blasenbereich die Patienten zum Arzt. Bei fortgeschrittenen Tumoren können Flanken-Schmerzen durch gestaute Nieren oder Schwellung der Beine durch Lymphstauung auftreten. 

Die Therapie wird gemäß der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie durchgeführt.

Bei vielen Patienten reicht eine Abtragung des Tumors im Rahmen einer Blasenspiegelung aus. Der Tumorgrund wird dabei durch Hochfrequenzstrom oder Laser verschorft. Diesen Eingriff nennt man TUR-B, d. h. transurethrale (= durch die Harnröhre) Resektion (= Abtragung) des Blasentumors. Sollte ein höheres Risiko für ein Rezidiv (= Wiederauftreten des Tumors) bestehen, erfolgt eine sogenannte adjuvante Therapie, meist in Form einer kurz nach der Operation begonnenen lokalen Behandlung mit einem Chemotherapeutikum, welches über einen Blasenkatheter für 1–2 Stunden in der Harnblase belassen wird – eine sogenannte adjuvante Instillationstherapie. Bei besonders aggressiv wachsenden Tumoren wird eher eine Füllungsbehandlung mit BCG (den Impfbakterien gegen Tuberkulose) gewählt, die über eine Aktivierung des körpereigenen Immunsystems wirksam ist.

Bei mehrfachem Nicht-Ansprechen auf eine Instillationstherapie und bei weiter fortgeschrittenen Tumoren ist eine komplette Entfernung der Harnblase, eine radikale Zystektomie erforderlich. Hierbei werden die Beckenlymphknoten mit entfernt, beim Mann die Prostata, die Samenblasen, manchmal auch Teile der Harnröhre – bei Frauen die Harnröhre, die vordere Scheidenwand und die Gebärmutter mit Eierstöcken. In diesen Fällen muss der Harn gesondert abgeleitet werden, entweder über ein Stoma, über den Darm, in den die Harnleiter eingepflanzt werden oder der Harn wird gesammelt in einem ausgeschalteten Darmabschnitt. Von dort kann er mittels kleiner Katheter nach mehreren Stunden entleert werden oder die Ersatzblase (Neo-Blase) wird an die Harnröhre angeschlossen und wie zuvor entleert. Alle Verfahren haben ihre spezifischen Vor- und Nachteile und müssen die individuelle Situation der Patienten berücksichtigen. Sollten schon Fernmetastasen nachgewiesen worden sein, wird eine systemische Chemotherapie empfohlen – hier sind meist Kombinationen verschiedener Chemotherapeutika wirksamer als einzelne Substanzen, die man höher dosieren müsste. Blasentumore sind gut strahlen empfindlich, sodass eine Alternative möglich ist für die Patienten, für die eine größere Operation oder eine Entfernung der Blase nicht infrage kommt. Nach transurethralen Verkleinerung oder Entfernung des Tumors wird eine Kombination von Chemotherapie und Bestrahlung empfohlen, so lassen sich die besten Ergebnisse erreichen.

Weiterführende Information finden Sie ebenfalls bei der Deutschen Krebshilfe im Internet unter www.krebshilfe.de sowie bei der Patienteninformation Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg unter www.dkfz.de oder www.krebsinformationsdienst.de. Ein Austausch mit Betroffenen gibt es unter www.forum-blasenkrebs.net, für Patienten mit künstlichem Harnausgang gibt es Hilfe bei www.ilco.de

Ihre Behandlung in der onkologischen Abteilung der Habichtswald Reha-Klinik

Unser Behandlungskonzept verfolgt einen ganzheitlichen Weg, d. h. Körper, Geist und Seele werden gleichermaßen angesprochen und unterstützt. Die Konfrontation mit der Krebsdiagnose, die Erfahrungen während der Therapie, die Zweifel und Ängste sind genauso zu berücksichtigen wie körperliche Beschwerden als Folge der Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie. So soll durch unsere Behandlungsangebote eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität erreicht werden. Viele Therapieangebote aus der Ganzheitsmedizin zielen nicht direkt auf die Zerstörung von Tumorzellen, sondern stärken die körpereigenen Kräfte und fördern die Gesundung. Hierbei setzen wir komplementär (= ergänzend zu schulmedizinischen Therapien) gezielt Nahrungsergänzer ein, z. B. Selen und pflanzliche Enzyme bei Schwellungszuständen nach Operation oder Bestrahlung. Begleitend werden Lymphdrainagen durchgeführt, es werden spezielle krankengymnastische Übungen zur Unterstützung des Lymphabflusses erlernt, auch Reflexzonenmassagen können unterstützend eingesetzt werden. Bei starken Lymphödemen kann eine Bandagierung notwendig sein oder die Anpassung eines Kompressionsstrumpfes. Sehr gute Erfahrung machen wir mit der Anlage von Lymphtapes.

Das Thema Sexualität und Krebs ist uns wichtig. Im vertrauensvollen Gespräch mit ihren Ärztinnen/ihrem Arzt sowie mit den Psychotherapeutinnen können viele Fragen geklärt werden.  Wenn im Rahmen einer radikalen Zystektomie bei Männern Prostata und Samenblasen entfernt werden mussten, leiden viele Patienten unter Erektionsstörungen, da der Chirurg nicht immer die für die Erektion nötigen Nerven schonen kann. Bei Frauen führt die Entfernung der Eierstöcke zu Hormonentzugserscheinungen bzw. Wechseljahresbeschwerden. Hier können pflanzliche Medikamente, spezielle Entspannungsverfahren oder Wasseranwendungen zum Einsatz kommen. Es können Tipps zum Umgang mit Schleimhauttrockenheit oder Verengung der Scheide nach Bestrahlung gegeben werden. Bei Inkontinenz (unwillkürlicher Harnabgang, Harnträufeln) nach Anlage einer Ersatzblase müssen die Betroffenen erst wieder lernen, den Urin zu halten bzw. kontrolliert zu entleeren. Hier ist eine Beckenbodengymnastik unter Anleitung unserer Krankengymnasten unterstützend. Der entspannte Umgang mit einem Stoma muss erlernt werden.

Das durch die vorausgegangenen Therapien geschwächte Immunsystem soll gezielt gestärkt werden, auch hier kommen parallel verschiedene Verfahren zur Anwendung aus dem Bereich der Psychoonkologie, Krankengymnastik und Massage, ergänzt durch gesunde vollwertige Ernährung.

Die Ernährung ist ein wesentlicher Bestandteil einer ganzheitlichen Therapie. Es gibt keine gezielte Krebsdiät, die den Tumor beseitigen könnte, aber durch eine gesunde Ernährung kann viel zur Stärkung des Körpers beigetragen werden. Dabei muss die Krankheitsgeschichte des Patienten berücksichtigt werden. Deshalb bieten wir verschiedene Formen einer vollwertigen Ernährung, aber auch alle medizinisch erforderlichen Diäten an. Darüber hinaus können Patienten in unserem Haus die ayurvedische Ernährung kennenlernen. Die Ernährungsberater bieten regelmäßige Vorträge zu den unterschiedlichen Kostformen an, bei Bedarf erfolgt eine individuelle Ernährungsberatung.

Als Folge einer Bestrahlung kann es zu Schädigung der Darmschleimhaut kommen. Hier ist bei Auftreten von Durchfällen eine diätetische Behandlung sinnvoll, neben der Gabe von krampflösenden und den Stuhl andickenden Medikamenten. Wenn der Enddarm betroffen ist, werden entzündungshemmende Medikamente, z. B. als Zäpfchen oder Einläufe eingesetzt.

Im Rahmen der Tumorbehandlung leiden viele Patienten unter einem Fatigue Syndrom, d. h. einer Müdigkeit, Antriebslosigkeit, die nicht durch vorausgegangene Betätigungen erklärt werden kann. Hier ist neben Informationsvermittlung eine gut angeleitete Bewegungstherapie, evtl. ergänzt durch komplementäre Gabe von Carnitin sowie eine psychoonkologische Begleitung hilfreich.

Das Rauchen zählt nicht nur beim Harnblasenkarzinom zu den Risikofaktoren. Wir raten den Patienten zu einer Raucherentwöhnung, zu der in unserem Haus ein durch Akupunktur unterstütztes Angebot besteht. 

Bei der Diagnose Krebs taucht bei vielen Patienten die Frage nach dem Sinn auf. Hier bietet unsere Klinik einzigartige Möglichkeiten, auf freiwilliger Basis verschiedene Angebote zu nutzen, um sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Hierzu gehören vorbereitend Entspannungsverfahren und ein nicht konfessionell gebundenes spirituelles Angebot.

Zur Wiedererlangung der eigenen Kräfte und Freude am eigenen Schaffen bieten wir zur freiwilligen Teilnahme ein kreatives Angebot.

Patienten, die mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen in unser Haus kommen, werden umfassend und vertrauensvoll über das Für und Wider jedes Behandlungsschrittes sorgfältig in Gesprächen zwischen Arzt und Patient aufgeklärt.

Die Behandlung von Schmerzen ist vorrangiges Ziel einer interdisziplinären Arbeitsgruppe von Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten und Psychoonkologen.