Analkarzinome

Analkarzinome

Analkrebs - eine seltene Krebsart

Krankheitsbild: 

Inzidenz 1/100000/Jahr. Am häufigsten bei 50-60 Jährigen. Frauen sind statistisch öfters betroffen.

Risikofaktoren: 

  • Infektion mit dem humanen Papilloma-Virus (high-risk HPV-Typen 16, 18). Die Wirksamkeit der HPV-Impfung von jungen Männern ist in Studien belegt. Frauen mit HPV-Nachweis im Zervixabstrich sind gefährdet und haben bis zum 5-fachen Risiko-Träger von Kondylomen (verursacht durch HPV 6 und 11) 
  • chronische anale Entzündungen

Symptome und Beschwerden: 

  • Blutungen beim Stuhlgang 
  • Schmerzen im Anorektalbereich 
  • Fremdkörpergefühl 
  • Vergrößerte Lymphknoten in der Leiste

Diagnostik: 

  • digitale anorektale Untersuchung 
  • Proktoskopie 
  • Endosonografie 
  • MRT Becken 
  • PET-CT 
  • ggf. gynäkologische Untersuchung  
  • Inspektion von Mundhöhle/Rachen, Penis bzw. Vulva und Cervix mit PAP-Abstrich aufgrund gemeinsamer Ätiologie HPV-positiver Tumore

Therapie: 

  • Ziel der Behandlung ist eine möglichst hohe Heilungsrate unter Vermeidung der Kolostomie
  • Therapie der Wahl ist die Radiochemotherapie mit dem Vorteil des Erhalts der natürlichen Analfunktion.  
  • Die Indikation zur Rektumentfernung besteht nur bei fehlendem Ansprechen auf die Radiochemotherapie und bei einem Rezidiv. 
  • lokale operative Maßnahmen führen meistens nicht zur Heilung und verschlechtern die Sphinkterfunktion. 
  • die Karzinome des Analrands werden wie ein Hautkarzinom nur mit lokaler Operation ohne Beeinträchtigung der Sphinkterfunktion behandelt 
  • bei manchen Fällen ist vor einer Radiochemotherapie die Anlage eines protektiven Anus praeter erforderlich 
  • alleinige Radiotherapie nur bei Kontraindikationen oder Verweigerung einer Chemotherapie 
  • Radiochemotherapie mit simultaner Gabe von 5-FU und Mitomycin ist der alleinigen 
  • Radiotherapie, mit Ausnahme früherer Stadie überlegen
  • Bei Rezidiven: palliative Chemotherapie mit Cisplatin/5FU

Nachsorge: 

  • engmaschige klinische Kontrollen alle 4–8 Wochen bis zum Erreichen einer Remission, danach alle 3 Monaten in den ersten 3 Jahren nach der Therapie notwendig

Ihre Behandlung in der Habichtswald Reha-Klinik

Die Aufnahme kann im Rahmen einer Anschlussheilbehandlung nach Abschluss der Therapie (Operation, evtl. Chemotherapie und Bestrahlung) erfolgen – den Antrag stellt in der Regel der Sozialdienst der behandelnden Klinik, der Onkologe oder der Radiologe, als Reha-Maßnahme, stationäre Weiterbehandlung oder im Rahmen eines stationär palliativen Aufenthaltes.

Unser Behandlungskonzept verfolgt einen ganzheitlichen Weg, d. h. Körper, Geist und Seele werden gleichermaßen angesprochen und unterstützt. Die Konfrontation mit der Krebsdiagnose, die Erfahrungen während der Therapie, die Zweifel und Ängste sind genauso zu berücksichtigen wie körperliche Beschwerden als Folge der Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie. So soll durch unsere Behandlungsangebote eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität erreicht werden. Viele Therapieangebote aus der Ganzheitsmedizin zielen nicht direkt auf die Zerstörung von Tumorzellen, sondern stärken die körpereigenen Kräfte und fördern die Gesundung (s. Patienteninformation Salutogenese). Das durch die vorausgegangenen Therapien geschwächte Immunsystem soll gezielt gestärkt werden, auch hier kommen parallel verschiedene Verfahren zur Anwendung aus dem Bereich der Psychoonkologie, Krankengymnastik und Massage, ergänzt durch gesunde vollwertige Ernährung. Hierbei setzen wir komplementär (=ergänzend zu schulmedizinischen Therapien) gezielt Nahrungsergänzende Stoffe ein, z. B. Selen und pflanzliche Enzyme bei Schwellungszuständen nach Operation oder Bestrahlung. Begleitend werden Lymphdrainagen durchgeführt, es werden spezielle krankengymnastische Übungen zur Unterstützung des Lymphabflusses erlernt, auch Reflexzonenmassagen können unterstützend eingesetzt werden. Sehr gute Erfahrung machen wir mit der Anlage von Lymphtapes.

Nach der (End-)darmoperation kann es vorübergehend zu Schwierigkeiten kommen, den Stuhl zu halten (Inkontinenz). Hier ist ein gezieltes Beckenbodentraining durch die Physiotherapeuten hilfreich.

Als Folge einer notwendigen Bestrahlung kann es auch zu Schädigungen der im Strahlenfeld liegenden Organe wie Darm – insbesondere der Enddarm – der Harnleiter und der Harnblase kommen. Hier ist bei Auftreten von Durchfällen eine diätetische Behandlung sinnvoll, neben der Gabe von krampflösenden und den Stuhl andickenden Medikamenten. Wenn der Enddarm betroffen ist, werden entzündungshemmende Medikamente, z. B. als Zäpfchen oder Einläufe eingesetzt.  Wenn vorübergehend oder dauerhaft eine Ableitung von Stuhlgang über ein sogenanntes Stoma erforderlich wurde, unterstützt Sie unser Pflegeteam im Erlernen der Handhabung, vermitteln Ihnen ein sicheres und entspanntes Umgehen mit dem künstlichen Darmausgang. So kann ein allmähliches Akzeptieren der durch die Therapie bedingten Körperveränderung entstehen.

Das Thema Sexualität und Krebs ist uns wichtig. Gerade bei Anlage eines Stomas sind viele Patient*innen sehr verunsichert und meinen, sich so einer Partnerin/einem Partner nicht zumuten zu können. Im vertrauensvollen Gespräch mit ihren Ärzt*innen sowie mit den Psychotherapeut*innen können viele Fragen geklärt werden und Mut gemacht werden zu einem befriedigenden Sexualleben. Bei Operationen des Enddarms kann es zu Störungen der Nerven kommen, die für eine Erektion erforderlich sind. Hier können im Gespräch Hilfen aufgezeigt werden. (s. Patienteninformation Sexualität und Krebserkrankung). Darüber hinaus bieten wir die transkutane Elektrotherapie an.

Die Ernährung ist ein wesentlicher Bestandteil einer ganzheitlichen Therapie. Es gibt keine gezielte Krebsdiät, die den Tumor beseitigen könnte, aber eine gesunde Ernährung kann viel zur Stärkung des Körpers sowie zur Vorbeugung von Rückfällen beitragen. Das Erreichen eines Normalgewichts ist ein Schutzfaktor, der für viele nur schwer erreichbar ist. Hier bieten die Ernährungsberater eine sehr hilfreiche, ernährungspsychologisch fundierte Beratung an. Dabei muss die Krankheitsgeschichte berücksichtigt werden. Die Ernährungsberater*innen bieten regelmäßige Vorträge zu den unterschiedlichen Kostformen an, oft ist bei speziellen Problemen eine individuelle Ernährungsberatung erforderlich. Wir bieten verschiedene Formen einer vollwertigen Ernährung, aber auch alle medizinisch erforderlichen Diäten an. Darüber hinaus können Patienten in unserem Haus die ayurvedische Ernährung kennenlernen, die allerdings stärker gewürzt ist, somit nicht für alle Darmkrebs-Patient*innen geeignet ist. Im Rahmen der Tumorbehandlung leiden viele Patienten unter einem Fatigue-Syndrom, d. h. einer Müdigkeit, Antriebslosigkeit, die nicht durch vorausgegangene Betätigungen erklärt werden kann (s. Patienteninformation Fatigue). Hier ist neben Informationsvermittlung eine gut angeleitete Bewegungstherapie, evtl. ergänzt durch komplementäre Gabe von Carnitin sowie eine psychoonkologische Begleitung hilfreich.

Bei der Diagnose Krebs taucht bei vielen Patient*innen die Frage nach dem Sinn auf. Hier bietet unsere Klinik einzigartige Möglichkeiten, auf freiwilliger Basis verschiedene Angebote zu nutzen, um sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Hierzu gehören vorbereitend Entspannungsverfahren und ein nicht konfessionell gebundenes spirituelles Angebot.  Zur Wiedererlangung der eigenen Kräfte und Freude am eigenen Schaffen bieten wir zur freiwilligen Teilnahme ein kreatives Angebot.

Für Fragen einer beruflichen Wiedereingliederung, über Nachteilsausgleich bei Schwerbehinderten oder bezüglich weiterer Versorgung am Heimatort stehen Ihnen unsere Sozialberater zur Verfügung.

Patient*innen, die mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen in unser Haus kommen, werden umfassend und vertrauensvoll über das Für und Wider jedes Behandlungsschrittes sorgfältig in Gesprächen zwischen Arzt und Patient aufgeklärt. Die Behandlung von Schmerzen ist vorrangiges Ziel einer interdisziplinären Arbeitsgruppe aus Ärzt*innen, Pflegekräften, Therapeut*innen und Psychoonkolog*innen.