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Ob übermäßiges, emotionales Essen oder Appetitlosigkeit – Essen und Psyche sind eng miteinander verbunden. Erfahren Sie, wie Sie Muster erkennen und achtsam gegensteuern können.
Veröffentlicht am 27. Mai 2025
Viele Menschen greifen zu Schokolade, Chips oder anderen Snacks, wenn sie sich gestresst, gelangweilt oder frustriert fühlen. Dieses sogenannte emotionale Essen ist weit verbreitet – und hat eine biologische Grundlage: In stressigen oder belastenden Momenten schüttet der Körper unter anderem Cortisol aus, das den Appetit steigern kann. Gleichzeitig aktiviert das Essen von meist zucker- und fettreichen Lebensmitteln das Belohnungszentrum im Gehirn. Aber es geht auch genau andersherum: Wenn die Psyche den Appetit hemmt und man nichts mehr essen kann. Ob reaktives Essen oder Appetitlosigkeit – beide Reaktionen zeigen, wie die Psyche unser Essverhalten mitbestimmt.
Wie kommt es zu emotionalem Essen? Oft passiert es unbewusst, als Reaktion auf innere Anspannungen bei Stimmungs- oder Leistungstiefs. In den meisten Fällen geht es bei der gefühlsgesteuerten Nahrungsaufnahme darum, dass wir uns besser fühlen wollen. Wer versteht, welche Gefühle hinter dem eigenen Appetit stecken, kann lernen, achtsamer mit sich umzugehen. Typische Auslöser sind:
Insbesondere Stress spielt eine große Rolle in der Verknüpfung von Essen und Psyche – und das sowohl kurzfristig als auch auf Dauer. Für viele ist Essen am Ende eines anstrengenden Tages eine schnelle Bewältigungsstrategie, um sich zu belohnen oder zu beruhigen. Doch auch langanhaltender Stress beeinflusst die Verdauung und das Hungergefühl – bei manchen führt er zu Appetitlosigkeit, bei anderen zu gesteigertem und unkontrollierten Essverlangen und langfristig sogar zu Gewichtszunahme.
Auch psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Burnout können das Essverhalten beeinflussen. Viele Betroffene berichten, dass sie aufgrund der Psyche nichts essen können. Appetitlosigkeit, Übelkeit oder ein Kloß im Hals machen regelmäßige Mahlzeiten schwer. Andere wiederum erleben Heißhungerattacken oder ein ständiges Verlangen nach Essen – meist nicht aus körperlichem Hunger, sondern als Versuch, emotionale Schmerzen zu kompensieren. In beiden Fällen wird das Essen – oder auch das Nicht-Essen – zur Coping-Strategie. Ein Versuch, mit emotionaler Überforderung oder innerer Leere umzugehen.
Emotionales Essen hat meist wenig mit echtem, körperlichem Hunger zu tun. Es ist ein Verhalten, das durch psychische Belastungen ausgelöst wird. Das Essen dient als Coping-Strategie, um unangenehme Gefühle kurzfristig zu kompensieren. Dabei wird oft zu stark verarbeiteten, süßen oder fettigen Lebensmitteln gegriffen. Obwohl die meisten wissen, was gesund wäre, steuert in solchen Momenten nicht die Vernunft, sondern das Bedürfnis nach schneller Erleichterung. Zucker beispielsweise aktiviert zwar kurzzeitig das Belohnungssystem, macht aber nicht langfristig glücklich, sondern süchtig. Oft folgen auf das kurze Hoch außerdem Reue und ein schlechtes Gewissen.
Das Gefühl, nichts essen zu können, kann einerseits durch psychosomatische Magen-Darm-Beschwerden auftreten, andererseits auch eine unbewusste Bewältigungsstrategie sein. Dabei dient die Appetitlosigkeit als Schutzmechanismus: Das bewusste oder unbewusste Vermeiden von Nahrung kann eine Strategie sein, um wieder Kontrolle zu erlangen. In solchen Momenten kann Appetitlosigkeit eine Art Schutzmechanismus darstellen. Der Körper reagiert auf die seelische Überforderung mit der Vermeidung von Essen.
Dass Essen und Psyche sich gegenseitig beeinflussen, ist bekannt – entscheidend ist, dieses Zusammenspiel im Alltag bewusst wahrzunehmen. Wer erkennt, wann das eigene Essverhalten aus dem Gleichgewicht gerät, kann besser gegensteuern. Besonders hilfreich ist es, typische Anzeichen für emotionales Essen zu kennen und aufmerksam zu beobachten. Folgende Fragen können dabei helfen, das eigene Verhalten besser einzuordnen:
Strenge Verbote oder sich selbst zu bestrafen, sind in der Regel keine gute Lösung. Im Gegenteil: Je mehr etwas verboten ist, desto verlockender wirkt es oft – und das kann auf Dauer das Risiko einer Essstörung erhöhen. Gewohnheiten lassen sich nicht von heute auf morgen ändern, aber Schritt für Schritt können neue, alltagstaugliche Strategien helfen, bewusster mit Essen und Psyche umzugehen:
Auch wenn alltagsnahe Strategien hilfreich sein können, reicht das oft nicht aus, um emotionales Essen dauerhaft zu verändern. Wer versteht, welche Gefühle oder Situationen das Essverhalten beeinflussen, kann gezielter gegensteuern. Besonders, wenn eine psychische Erkrankung hinter dem Verhalten steckt. Wichtig ist es, die Ursache ehrlich zu erkennen und sich Unterstützung zu holen – privat oder professionell.
In der psychosomatischen Abteilung unserer Reha-Klinik ist die Ernährung ein zentraler Bestandteil unseres ganzheitlichen Behandlungskonzepts. Wir entwickeln individuelle Ernährungsansätze, die gezielt darauf ausgerichtet sind, Ihre körperliche und seelische Gesundheit nachhaltig zu fördern. Therapien werden individuell auf Sie abgestimmt und durch eine Ernährungsberatung ergänzt. So unterstützen wir Sie auf dem Weg zu mehr Wohlbefinden – von innen heraus.
Bei weiteren Fragen oder Anliegen sind wir gerne für Sie da. Kontaktieren Sie unser freundliches Serviceteam per E-Mail oder telefonisch, um Unterstützung zu erhalten. Wir freuen uns darauf, Ihnen weiterzuhelfen und von Ihnen zu hören!
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